Drahtlose Lautsprecher

Airplay, Bluetooth und Co: So hören Sie Musik ohne Kabel

1.11.2012 von Frank Oliver Grün

Mit Funkboxen entscheiden Sie selbst, wo die Musik spielt - ohne Kabel verlegen oder Löcher für Einbaulautsprecher schlagen zu müssen. Eine freie Steckdose genügt - und Akku-Modelle brauchen nicht mal die.

ca. 8:00 Min

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Teufel Raumfeld
Teufel Raumfeld
© Teufel

Lautsprecherkabel sind aus den Räumen von Dr. Stephan Demmrich so gut wie verschwunden. Der Chefredakteur des Stuttgarter Einrichtungsmagazins Wohn!Design hört drahtlos: "Es gibt zwar noch eine Stereoanlage, aber die wird kaum benutzt". Stattdessen bringen Funkboxen die Musik überall hin, wo sie gewünscht wird. "Das ist einfacher und eleganter, als in jedem Zimmer fest installierte Lautsprecher herumstehen zu haben", ergänzt der Jazz- und Trip-Hop-Fan.

Doch nicht nur Einrichtungsexperten wissen die Vorteile drahtloser Technik zu schätzen. "Die Umsatz- und Absatzzahlen unserer Wireless-Produkte steigen stetig und sind in den vergangenen Jahren deutlich zweistellig gewachsen", berichtet Bettina Jönsson, Marketing-Managerin für den Audio-Bereich bei Philips. Das niederländische Unternehmen bietet seit zehn Jahren Streaming-Produkte an und hat den Trend zu drahtloser Musik früh erkannt. Inzwischen umfasst das Sortiment ein knappes Dutzend Funklautsprecher.

Sonos und Raumfeld, ebenfalls Streaming-Pioniere, haben ihre Produktpaletten über Jahre gepflegt und erweitert. Klassische Hi-Fi-Marken wie Bang & Olufsen oder Dynaudio sind noch nicht so lange dabei, profitieren aber bereits vom Wireless-Boom. Dabei kommen unterschiedliche Übertragungsverfahren - mit individuellen Vor- und Nachteilen - zum Einsatz, wie Sie auf den folgenden Klapp-Seiten sehen werden. Doch eines haben alle Funklautsprecher gemein: Sie machen Musikhören so einfach wie kabelloses Surfen im Internet.


Eine neue Art Hörvergnügen

Mit der Musiksammlung am Computer fängt es normalerweise an. In vielen modernen Haushalten haben die Lieblingstitel noch nie das Laserlicht eines CD-Spielers erblickt. Sie wurden gleich als Datei aus dem Internet geladen oder im PC-Laufwerk als solche "gerippt".

Im MP3- oder AAC-Format gelangen die Songs anschließend auf Smartphones und Tablets. Funklautsprecher sind da nur der letzte logische Schritt: Sie lassen das Statussymbol Hi-Fi-Anlage verschwinden und reduzieren die Elektronik auf das Nötigste. So ein drahtloses Musiksystem besteht dann nur noch aus zwei Komponenten: dem Festplatten-Archiv mit den Audio-Dateien und den drahtlosen Lautsprechern.

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Die App des Streaming-Dienstes leitet Musik auf Wunsch über das heimische WLAN an AirPlay-Lautsprecher weiter.
© connected-home

Dazwischen fungiert ein Smartphone oder ein anderer "Controller" als Fernbedienung. Der Touchscreen zeigt Album-Cover an, erlaubt die Titelwahl und das Regeln der Lautstärke. Ist die Musik auf dem Smartphone gespeichert, kann das Festplatten-Archiv in vielen Systemen sogar ganz entfallen. Das Telefon sendet sein Programm dann selbst zum Lautsprecher.

Auch wer einen Abo-Dienst wie Napster oder Spotify nutzt, braucht keinen stationären Speicher mehr. Er meldet sich mit seinem Konto an und streamt Millionen Songs direkt aus dem Internet. Die Funksysteme von Raumfeld by Teufel, Sonos und Philips können sich mit den Servern solcher Anbieter verbinden. Sony integriert einen Zugang zum hauseigenen Online-Angebot Music Unlimited in seine WLAN-Lautsprecher.

Aber es geht auch anders: mit einer Smartphone-App. Praktisch alle Streaming-Dienste bieten Abspielprogramme für Android und iOS an, manche auch für BlackBerry, Windows Phone 7 und andere Handy-Betriebssysteme. Musik, die damit empfangen wird, lässt sich per Bluetooth oder AirPlay einfach weitersenden: Der Funklautsprecher spielt dann anstelle des Smartphones oder Tablets die Wunschtitel ab.

Über 4,5 Millionen Deutsche hören nach Informationen des Branchenverbands BITKOM bereits Streaming-Angebote. "Der Trend geht auch in der Musik weg vom CD- oder Dateibesitz und hin zur reinen Nutzung", so BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf. Zudem gebe es beim Streaming "keine urheberrechtlichen Probleme".

Die Mietmusik aus dem Internet ist legal, erschwert Raubkopien und macht diese obendrein uninteressant. Was sind schon ein paar Hundert oder Tausend Songs auf der Festplatte gegen 15, 16 oder 18 Millionen Titel, die Spotify und andere Musikportale auf Abruf bereithalten?

Dennoch mag nicht jeder Musikfan seine über Jahre gewachsene Plattensammlung auf eBay versteigern. Zum Glück lassen sich CD-Spieler, Tuner und andere traditionelle Hi-Fi-Komponenten mit Drahtlos-Boxen kombinieren: etwa über analoge Toneingänge, wie sie viele Funkboxen besitzen. Hier finden Audiogeräte per Klinkenbuchse Anschluss, sind dann aber nur über den Lautsprecher zu hören, der gerade am Kabel hängt.

Mehr Drahtlos-Komfort bieten Anschlüsse, die das Tonsignal auf andere Boxen in der Wohnung übertragen. Das funktioniert nicht mit AirPlay oder Bluetooth, aber mit Multi-Room-Systemen, die auf einen Betrieb in mehreren Räumen ausgelegt sind. So können etwa Sonos-Lautsprecher das externe Signal ins Funknetz einspeisen. Alternativ bieten etwa Raumfeld und Philips separate Anschlussboxen für die Stereoanlage an.

Besonders einfach geht die Integration mit dem Xeo-System von Dynaudio: Der dänische Boxenbauer spendiert seiner Sendestation neben einem PC-Anschluss noch zwei analoge und einen digitalen Toneingang. Daran lassen sich Fernseher, CD-Spieler oder andere Quellen wie an einem klassischen Stereoverstärker anstöpseln. Das Funksystem überträgt die Signale dann in CD-Qualität auf ausgewachsene Hi-Fi-Boxen.

Der Klang ist entsprechend hochwertig. Produktmanager Roland Hoffmann macht deutlich: "Unser Ziel waren Lautsprecher, die nicht nur für Funkboxen gut klingen, sondern auch im Vergleich mit konventionellen Modellen". Das scheint gelungen zu sein. Die Xeo-Lautsprecher basieren auf der Excite-Serie von Dynaudio und haben laut Hoffmann ihre angeleinten Schwestermodelle bereits überflügelt. "Es sind unsere meistverkauften Lautsprecher-Modelle", verrät er.

Der Drahtlos-Boom hält also an. Vielleicht sind Boxenstrippen in der Wohnung bald so unnötig wie Netzwerkkabel. Eine Leitung wird uns allerdings erhalten bleiben: der Stromanschluss. Den benötigen selbst Akku-Lautsprecher - zumindest gelegentlich.

Hintergrund-Wissen - Was ist eigentlich ...

  • AirPlay
  • Bluetooth
  • Ein geschlossenes System
  • WLAN

1. AirPlay

Mit AirPlay hat Apple seinen eigenen Streaming-Standard etabliert. Nur Funklautsprecher, die vom iPhone-Erfinder geprüft und freigegeben wurden, dürfen diese Bezeichnung tragen. Der Vorteil der aufwendigen Prozedur: Die Modelle aller Hersteller arbeiten tadellos mit Apple-Geräten zusammen. Sie tauchen automatisch als externe Lautsprecher im AirPlay-Menü auf, sobald sie per Funk oder Netzwerk-Kabel mit dem Heimnetz verbunden sind.

Es gibt stationäre Boxen und tragbare Modelle mit Akkubetrieb. Technisch gesehen, handelt es sich um WLAN-Lautsprecher, die wie Smartphone, Notebook oder andere Geräte mit dem Router in der Wohnung Kontakt aufnehmen. Wie einfach das geht, hängt vom jeweiligen Modell ab.

An manchen AirPlay-Boxen genügt ein Tastendruck und sie stellen automatisch per WPS (WiFi Protected Setup) eine Funkverbindung her. Andere holen sich die WLAN-Zugangsdaten von einem angedockten iPhone oder iPod touch. Die klassische Installation geht über den PC, wo der Besitzer WLAN-Name und Passwort in ein Fenster des Internet-Browsers eingibt.

AirPlay-Lautsprecher können in der Regel auch selbst ein WLAN aufbauen, das sich anderen Geräten als Funknetz anbietet. Die Wiedergabe klappt dann ohne Router. Weil der PC oder mobile Apple-Player dabei seine WLAN-Verbindung ins Internet verliert, wird diese Variante aber selten genutzt - mit ihr lässt sich während des Musikhörens nicht surfen.

Wer die ganze Wohnung beschallen will, braucht zudem einen Computer mit dem Apple-Programm iTunes. Nur darin gibt es eine Multi-Room-Funktion, die mehrere AirPlay-Lautsprecher versorgen und individuell in der Lautstärke regeln kann. Es läuft dann allerdings in jedem Zimmer dieselbe Musik.

2. Bluetooth

Die Funktechnik Bluetooth kommt vor allem in Handys und Computern zum Einsatz. Folglich erinnern die passenden Lautsprecher häufig an PC-Zubehör, weniger an Hi-Fi-Boxen. Viele Modelle haben kleine Gehäuse, einen Akku und fungieren nebenbei als Freisprech-Einrichtung beim Telefonieren. Hohe Lautstärken oder kräftige Bässe darf man von ihnen nicht erwarten.

Es gibt aber Ausnahmen, wie Bose, JBL oder NAD zeigen. Die klassischen Hi-Fi-Marken bieten Bluetooth-Lautsprecher an, die auch gehobene Klangansprüche befriedigen können.Die Funktionsweise ist bei allen gleich: Vor dem ersten Einsatz müssen sich Abspielgerät und Funkbox miteinander paaren ("Pairing"). Per Tastendruck versetzt man den Lautsprecher in Empfangsbereitschaft. Nun lässt er sich in den Bluetooth-Einstellungen am Smartphone, Tablet oder Notebook auswählen.

Danach finden und verbinden sich die Geräte automatisch, sobald sie in Funkreichweite sind. Der Abstand sollte zehn Meter nicht übersteigen, weil für größere Entfernungen die Sendeleistung meist nicht ausreicht.

Der Bluetooth-Standard sorgt dafür, dass sich Geräte beliebiger Hersteller miteinander verstehen. Allerdings ist nur die Art der Übertragung standardisiert, nicht ihre Qualität. Weil Bluetooth-Geräte verschiedene "Profile" für den Datenaustausch verwenden können, ist von magerem Telefonklang bis hin zu vollem Stereo-Sound so ziemlich alles möglich. Einen Hinweis auf gute Tonqualität gibt das Profil 2DP in den technischen Daten von Sender und Empfänger. Der Codec apt-X erlaubt sogar Übertragung in CD-Qualität, wird bislang aber kaum benutzt.

3. Geschlossene Systeme

Alles aus einer Hand: Wer eine Komplettlösung wählt, muss sich über Sender und Empfänger keine Gedanken machen. Geschlossene Funksysteme spielen perfekt zusammen - sogar ohne Hilfe des PC.

Sender anschließen, Lautsprecher einschalten, Musik hören. So einfach - ohne Konfiguration eines drahtlosen Netzwerks - geht das nur mit geschlossenen Funksystemen. Sie bauen von selbst eine Verbindung auf.

Boxen-Hersteller wie Audio Pro, Canton oder Dynaudio bieten solche Lösungen an - mit einer Sendestation, die nicht nur Musik vom PC überträgt, sondern auch von Hi-Fi-Geräten oder einem Fernseher.

Zum Umschalten der Programmquellen und für die Lautstärke gibt es eine Fernbedienung. Sie steuert in der Regel aber nicht die Quellen. Wer einen CD-Titel oder Sender wechseln möchte, muss die Fernbedienung des entsprechenden Geräts dafür benutzen.

Der Vorteil der Hersteller-Lösungen: Sie schicken bei Bedarf die zwei Kanäle des Stereosignals auf getrennte Funklautsprecher. Das macht eine Aufstellung mit großem Boxenabstand wie in klassischen Hi-Fi-Anlagen besonders einfach. In WLAN-Systemen bekommt eine Box beide Signale. Die zweite muss dann per Kabel mit der ersten verbunden werden - und schon liegt wieder eine Strippe quer durchs Wohnzimmer. Bluetooth und AirPlay sehen gar keine Trennung vor: Bei ihnen kommt der Stereoklang grundsätzlich aus einer Box. Eine Sonderrolle unter den geschlossenen Funklösungen nimmt das Sonos-System ein. Es kombiniert die Wiedergabe von analogen Audioquellen mit Musik aus dem Heimnetzwerk und dem Internet. Wie die anderen Herstellersysteme ist es Multi-Room-tauglich. Das heißt: In mehreren Räumen der Wohnung können gleichzeitig dasselbe oder unterschiedliche Musikprogramme laufen.

4. WLAN

Wireless LAN (WLAN) gibt es mittlerweile in vielen Haushalten. Außer zum Surfen via Notebook oder Tablet lässt es sich auch fürs drahtlose Musikhören verwenden. Dafür braucht man WLAN-Lautsprecher, die per Funk eine Verbindung zum Netzwerk herstellen.

Dann muss die Musik nur noch abrufbereit auf einem PC oder NAS-System (Network Attached Storage) liegen. Auch Smartphones oder Tablets, die im selben WLAN angemeldet sind, können als Audioquellen dienen.

Der Netzwerk-Standard UPnP AV (Universal Plug and Play Audio Video) sorgt dafür, dass Musikspeicher und Lautsprecher sich gegenseitig finden. Er taucht auch unter anderen Namen wie AllShare oder DLNA in den Hersteller-Prospekten auf. Theoretisch lassen sich alle Geräte, die UPnP AV unterstützen, miteinander kombinieren - auch wenn sie unterschiedlicher Herkunft sind.

Allerdings gibt es so viele Audioformate, Datenraten und Software-Versionen, dass nicht jeder Gerätemix zuverlässig funktioniert. Wer auf Nummer sicher gehen will, bleibt bei einer Marke und nutzt die Smartphone-App oder PC-Software, die der Hersteller für seine Funkboxen empfiehlt.

Die Installation läuft ähnlich ab wie bei AirPlay-Lautsprechern. Zu WLAN-Systemen, etwa von Raumfeld by Teufel, Philips oder Sony, gibt es meist kostenlose Smartphone-Apps, die Schritt für Schritt durch den Installationsprozess leiten.Sie steuern später auch die Musikwiedergabe - wahlweise von UPnP-Servern im Heimnetzwerk oder aus dem Internet. Denn mit WLAN-Lautsprechern lassen sich auch Webradio-Stationen hören oder Musik-Abos von Streaming-Diensten wie Napster, Spotify & Co. ohne Computer nutzen.

Wer seine Musik in iTunes oder auf einem mobilen Apple-Gerät hat, muss nur darauf achten, dass ein zusätzliches UPnP-Server-Programm installiert ist. Apple unterstützt von Haus aus kein UPnP.

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