Streaming von Smartphone und Tablet

Drahtlose Übertragung mit Miracast, NFC & Co.

13.7.2015 von Andreas Frank, Hannes Rügheimer und Manuel Medicus

Smartphones und Tablets streamen Inhalte auf den TV und werden dabei drahtlos aufgeladen. video zeigt, wie Wohnzimmertechnik und mobiles Entertainment dank Miracast, AirPlay, DLNA, NFC und Co. zusammenwachsen. +++ Update: Amazon Fling +++

ca. 6:50 Min
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Miracast
Miracast
© Hersteller/Archiv

Zu den klassischen Zuspielern wie Blu-ray-Player, Web-Box oder auch den eingebauten Smart-TV-Funktionen von Flatscreen-TVs hat sich längst eine weitere Kategorie von Programmquellen hinzugesellt: Zunehmend liegen Fotos, Musik und Filme auf Smartphones oder Tablets. Wer sie im Wohnzimmer abspielen möchte, braucht deshalb einen zuverlässigen Weg, um die Inhalte vom Mobilgerät auf den heimischen Fernseher zu übertragen.

Dafür gibt es einige Lösungen. Der wohl traditionellste Weg ist eine Kabelverbindung. Sowohl für Apples iPhone und iPad als auch für viele Android-Smartphones und -Tablets sind HDMI-Adapter erhältlich, über die sich Bild und Ton digital auf das TV-Gerät transportieren lassen. Das funktioniert zuverlässig und stabil, ist allerdings nicht sehr komfortabel. Der Trend geht deshalb zu drahtlosen Übertragungswegen. Abhängig von der Gerätekonstellation gibt es verschiedene Möglichkeiten.

DLNA-Standard

Schon fast ein Klassiker in diesem Bereich: Viele Mobilgeräte lassen sich als DLNA-Server konfigurieren, auf die DLNA-taugliche TV-Geräte oder Set-Top-Boxen drahtlos per WLAN zugreifen können. Ist die erforderliche App nicht von vornherein auf dem Smartphone oder Tablet installiert, finden sich mehr als ein Dutzend entsprechender Programme in den App Stores von Apple und Google oder auch in den hauseigenen Stores von Geräteherstellern wie Acer, HTC oder Samsung.

Praxis: Apps für Streaming und Netzwerk

Obwohl es sich bei DLNA um einen Hersteller übergreifenden Standard handelt, kann die Übertragung im Detail scheitern: Nicht immer gelingt es dem Sende- und dem Empfangsgerät, sich auf ein gemeinsames Datenformat und eine gemeinsame Bildauflösung zu einigen. Auch die Stabilität gerade bei Bewegtbild-Inhalten hängt von der Signalstärke und Auslastung des verwendeten WLAN ab.

Bildergalerie

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Streaming-Protokolle: AirPlay und Miracast

Deshalb weichen die Anbieter lieber auf hauseigene Streaming-Protokolle aus. Apple hat sein ursprünglich nur für Audio-Inhalte entwickeltes AirPlay (ehemals AirTunes) deshalb um Video-Streaming erweitert. Gerade wenn es um Fotos und Videos geht, ist diese Lösung - typisch für Apple - allerdings weitgehend auf die Geräte der Kalifornier beschränkt.

Als Empfänger für Bildinhalte bietet sich in erster Linie die für rund 100 Euro angebotene Web-TV-Box Apple TV an. Doch durch den Vormarsch von smarten TV-Boxen gibt es mittlerweile auch Apple-fremde Lösungen, die eine Video-Übertragung via AirPlay unterstützen. 

Kaufberatung: Google-TV-Box vs. Apple TV

Mit Miracast hat Google für sein hauseigenes Mobilbetriebssystem ein Pendant zu Apple AirPlay entwickelt. Das Streaming-Protokoll erlaubt Bild- und Tonübertragungen via WLAN mit Full-HD-Auflösung bis 1080p und Raumklang bis zu 5.1-Konfigurationen mit den Codecs AAC und AC3.

Die Funktion steckt in vielen Geräten, die mit einer Android-Variante ab der Version 4.2 (Jelly Bean) ausgerüstet sind. Und mit HE-AAC (High Efficiency Advanced Audio Coding) propagiert das Fraunhofer-Institut die optimierte Codec-Generation, die 5.1-Inhalte noch effizienter bei gleichzeitig besserer Räumlichkeit speichert.

Der Google-Standard findet sich in aktuellen vielen TV-Geräten von Herstellern wie Panasonic, Toshiba und LG. Auch viele Blu-ray-Player sind mit Miracast kompatibel. Wer seinen vorhandenen Fernseher um diese Funktion nachrüsten möchte, findet aber auch Angebote in Form von Set-Top-Boxen oder Streaming-Empfängern wie etwa Archos TV Connect, Netgear PTV3000 oder ActionTec Screenbeam.

Auf dem Vormarsch: Google Cast

Mit Google Cast hat Google eine weitere Alternative zu Airplay und Miracast im Rennen. Dieser Standard, der auf dem erfolgreichen TV-Stick Chromecast (Test) Premiere feierte, diente anfangs vor allem dazu, Video- und Audio-Angebote aus dem Web abzuspielen. Nach einigen Software-Updates und der dank SDK verfügbaren Apps lassen sich mittlerweile auch Inhalte aus dem eigenen Netzwerk übertragen. Für eine Reihe ausgewählter Android-Geräte wird außerdem bereits die Übertragung des Bildschirms per Chromecast-App unterstützt.

Google Chromecast
Google Chromecast wird als HDMI-Dongle am Fernseher angeschlossen.
© Google

Nach Chromecast hält der Google-Cast-Standard auch auf Geräten mit Android TV Einzug. Zudem wurde er mit Google Cast for Audio auch für den Bereich Musik-Streaming optimiert. Google scheint mit Google Cast also noch große Pläne zu haben. Gut möglich, dass dies zu Kosten von Miracast geht. Die letzte Generation von Nexus-Geräten - das Nexus 6 und das Nexus 9 - kam zumindest ab Werk ohne Miracast-Unterstützung auf den Markt.

Cast-Alternative: Amazon Fling

Mit Amazon Fling hat der Online-Händler eine Alternative zu Google Cast entwickelt, mit der Nutzer Video- und Audioinhalte vom Smartphone und Tablet auf Fire TV und Fire TV Stick leiten können. Fling ist mit Fire OS, Android und iOS kompatibel und lässt sich sehr leicht für Cast-kompatible Apps nachrüsten. Das Fling SDK hat Amazon im Juli 2015 bereitgestellt (PC Magazin), erste Apps dürften in Kürze folgen.

Neue Aufgaben für Bluetooth und NFC

Soweit es um Audio-Übertragungen geht, ist aber auch der Kurzstrecken-Funkstandard Bluetooth lange noch nicht tot. Hier haben Sony, Samsung und andere Lautsprecher-Anbieter eine clevere Lösung gefunden, wie sich die bislang noch aufwendige Gerätepaarung vereinfachen lässt: Zum Austausch der dafür erforderlichen Sicherheitsschlüssel nutzen sie den eigentlich für Bezahlsysteme und den digitalen Visitenkartenaustausch vorgesehenen Ultra-Nahfunk NFC (Near Field Communications).

In der Praxis läuft das so: Man aktiviert per Tastendruck am Lautsprecher oder auf dem Display von Smartphone oder Tablet den Kopplungsmodus, legt das Mobilgerät kurz auf den Lautsprecher und wartet die Bestätigung der Verbindung ab. Anschließend ist die Bluetooth-Streaming-Verbindung eingerichtet, und das Abspielgerät lässt sich im Bluetooth-Funkradius (typischerweise bis zu zehn Meter) um den Lautsprecher herum beliebig nutzen oder ablegen.

Die Audio-Übertragung erfolgt dann wie bisher nach dem stark datenkomprimierten Bluetooth-Protokoll Advanced Audio Distribution Profile (A2DP). Allerdings arbeitet das zuständige Standardisierungsgremium Bluetooth Special Interest Group mit Hochdruck an einem HD-Audio-Mehrkanal-Profil.

Da die meisten Bluetooth-Geräte auf eine Bandbreite von nur 721 kbit/s beschränkt sind, ist diese Technik für hochauflösende Videoübertragungen allerdings zu langsam - auch wenn es mit Enhanced Data Rates (EDR) bis zu 2,1 MBit/s und einem Video Distribution Profile innerhalb der Bluetooth-Welt Ansätze auch in dieser Richtung gibt.

Praxis: Zehn Tipps für das vernetzte Heim

Dass die Funktechnik auch vor Stereo- und Mehrkanalton nicht haltmacht, beweist zum Beispiel der Bluetooth-Zubehörspezialist Parrot. Er erweiterte seine bisher nur als Mono-Konfiguration angebotenen Bluetooth-Lautsprecher Zikmu für den Stereobetrieb. Clever ist die Realisation: Der Datenstrom läuft zunächst per Bluetooth zur Box Nummer 1 und wird von dort per WLAN zur Box Nummer 2 übertragen.

Jeder Lautsprecher decodiert selbstständig den Datenstrom und zieht sich daraus die für den eigenen Kanal relevanten Informationen heraus. Für absolute Synchronität sorgt die WLAN-Kopplung der beiden Lautsprecher. Zusätzlich kann das Set auch auf DLNA-Quellen im heimischen WLAN zugreifen und direkt von dort Audio-Streaming-Content empfangen.

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Auch Strom wird drahtlos

Um auch wirklich das letzte Kabel, das zum Smartphone oder Tablet führt, durch Drahtlostechnik zu ersetzen, wird nun auch noch das Aufladen der Akkus drahtlos. Nachdem sich einzelne Hersteller wie Powermat oder Palm/HP bei ihren glücklosen "Pre"-Smartphones schon länger für induktive Ladetechnik engagiert hatten, haben sich über 100 Hersteller zum Wireless Power Consortium zusammengeschlossen und mit Qi ( "Chi" ausgesprochen - nach dem chinesischen Wort für Energie und Lebenskraft) einen übergreifenden Standard präsentiert.

In zahlreichen Smartphones wie den Nokia-Modellen Lumia 820 und 920 oder den von Google angebotenen Nexus 4, Nexus 5 und Nexus 6 (Test bei connect) ist diese Ladetechnik bereits eingebaut. Dazu passende Qi-kompatible Ladestationen gibt es von mehr als einem Dutzend Anbieter - wahlweise integriert in drahtlose Lautsprecher, Audiosysteme oder als Standalone-Ladeschalen.

MHL-Standard: Smartphone-Bild auf Fernseher spiegeln

So können Mobilgeräte während des Audio-und/oder Video-Streamings ihre Akkus füllen. Die mittelfristige Vision des Qi-Konsortiums: Auch in Schreib- und Couchtischen oder in der Mittelkonsole im Auto soll künftig eine Induktions-Ladefläche eingebaut sein.

MHL, hdmi, usb
Der für 25 Euro angebotene Adapter konvertiert das per Micro-USB-Buchse angelieferte MHL-Protokoll in Standard-HDMI und erlaubt es so, konventionelle TV-Geräte oder Beamer am MHL-Ausgang von Samsung Galaxy S III und Co. anzuschließen.
© Hersteller/Archiv

USB oder HDMI? Nein, MHL!

Wie bringt man digitales Bild und digitalen Ton aus dem Smartphone auf Fernseher oder AV-Receiver, ohne eine HDMI-Buchse einbauen zu müssen? Die Lösung dieser Frage liefert ein Herstellerkonsortium mit MHL (Mobile High Definition Link). Dazu wird das HDMI-Protokoll letzten Endes auf einer Micro-USB-Buchse abgebildet - womit MHL einen eigenen Standard definiert, der weder HDMI noch USB entspricht.

MHL unterstützt die unkomprimierte Video-Übertragung bis 1080p und Mehrkanal-Audio bis 7.1. Auch der im HDMI-Standard vorgeschriebene Kopierschutz HDCP und dem HDMI-Fernbedienungsprotokoll CEC ähnliche Steuerbefehle sind im Datenstrom enthalten.

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