Heimkino-Serie
Heimkino - Planung und der richtige Raum
Viele Filmfans träumen davon, zu Hause eine Bild- und Tonqualität zu genießen wie im Kino. Im ersten Teil unserer Serie erfahren Sie alles über die Faszination des Heimkinos und was Sie bei der Planung beachten sollten.
Ein Kinobild kann niemals groß genug sein - das gilt auch zu Hause. Denn je größer es ist, je mehr es von unserem Blickfeld einnimmt, desto stärker zieht es uns in den Bann. Dass diese Erkenntnis sich immer mehr verbreitet, sieht man an der Entwicklung der Diagonalen von TV-Geräten. Hieß es noch vor wenigen Jahren, mehr als 37 Zoll würden im Wohnzimmer niemals akzeptiert werden, sind jetzt schon 55-Zoll-Fernseher die Renner.
Faszination: Bildqualität
Die Triebfeder dieses Trends ist die immer besser werdende Bildqualität in Form der Auflösung unserer Filmkonserven. Je mehr, also je feinere Bildpunkte ein Film hat, desto näher kann man sich heransetzen und desto größer und beeindruckender sind Blickfeld und Filmspaß. Sollte man bei klassischem analogen Fernsehen noch fünfmal so weit, wie die Bilddiagonale misst, entfernt sitzen, ist es bei einer guten DVD nur dreimal so weit.
Und für optimalen Blu-ray-Genuss sollte es gar nur 1,5-mal so weit sein. Das entspräche gut zwei Metern Sitzabstand vor einem 55-Zöller - eine Entfernung, die in den meisten Wohnzimmern wohl deutlich überschritten wird. Sitzt man weiter entfernt, gehen aber Bilddetails und damit das bestmögliche Filmerlebnis verloren.
Nach oben sind der Größe von TV-Geräten im Wohnzimmer aber nicht nur durch die stilbewusste Ehefrau, sondern vor allem preislich schnell Grenzen gesetzt. Geräte jenseits der 80 Zoll sind nicht nur klobig, sondern auch richtig teuer.
Die Lösung: Projektion
Wer ein wirklich umwerfend riesiges Bild zum vernünftigen Preis sucht, der wird schnell bei der Videoprojektion landen, also dem richtigen Heimkino. Ordentliche Full-HD-Beamer sind bereits ab 1.000 Euro zu haben, passende Großleinwände ab 200 Euro. Damit bekommt man ein 2,5 Meter breites Kinobild, das entspricht einer Diagonale von über 110 Zoll - als TV-Gerät unbezahlbar. Allerdings sind auch dem Kino zuhause, was Qualität und Preis angeht, nach oben kaum Grenzen gesetzt. Allein die Größe des Raums ist die natürliche Schranke für das Kinobild.
Raum: Auswahl
Damit ist die Auswahl des Raums für ein Heimkino die erste zu treffende Entscheidung. Meist wird man kaum eine Auswahlmöglichkeit haben, denn Leerstand ist in den seltensten Fällen vorhanden. Da wird es wohl der Hobbyraum im Keller werden oder das Ex-Kinderzimmer eines Herangewachsenen.
Kaufberatung: Die besten Projektoren
Dabei sind Schnitt und Ausstattung fast zweitrangig, denn für jeden Raum lässt sich je nach Anspruch eine optimale Lösung finden. Gut, wenn man den Raum komplett abdunkeln kann und er wenig Schall nach außen dringen lässt. Umso brillanter wird dann das Bild und umso dynamischer der Ton.
Ideal ist nicht etwa ein länglicher Raum, wie man ihn in vielen Kinos findet, sondern ein etwa quadratischer. Dieser erlaubt eine perfekte, weil ungefähr kreisförmige Lautsprecher-Aufstellung. Die Größe von Leinwand, Beamer und Lautsprechern hängt stark von der Raumgröße ab. Mit unserer Empfehlung der Sitzabstände und Basiswinkel der Frontboxen im Verhältnis zur Leinwandbreite findet man schnell die maximal vertretbare Bildgröße.
Raum: Konzeption
Das ist aber erst der Anfang. Jetzt folgt die Konzeption des Raums nach optischen, akustischen und praktischen Gesichtspunkten. Dabei sind viele Fragen zu berücksichtigen, beispielsweise wie viele Sitze das Kino haben soll (muss für die zweite Reihe ein Podest gebaut werden?), ob Licht, Strom und AV-Signale durch eine abgehängte Decke geleitet werden oder die gesamte Anlage inklusive Frontboxen in einer neuen Trockenbauwand verschwinden soll. Meist wird die Filmsammlung in beleuchteten Vitrinen zur Schau gestellt, und Platz für Filmplakate muss auch noch sein.
Grundsätzlich muss man sich fragen: Wird der Raum exklusiv als Heimkino genutzt, darf er also für bessere Kontraste schwarz gestrichen oder mit Stoff bespannt werden? Wo sind Absorber und Diffusoren für die Klangoptimierung möglich? Und muss nicht doch alles anders gemacht werden, weil sich dort, wo die Leinwand hängen müsste, Fenster und Türen befinden?
Kaufberatung: 5.1-Surround-Sets im Test
Ein bisschen Kreativität ist bei der Planung immer gefragt, um die beste Lösung zu finden. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und je mehr Installations- und Kombinationsoptionen man kennt, desto besser wird das Heimkino. Am besten holt man sich den Rat von erfahrenen Freunden oder guten Händlern, oder man liest alles in den diversen Heimkino-Foren nach, die man schnell im Internet findet.
Dann lernt man beispielsweise, dass die Leinwand schalldurchlässig sein kann, damit der Center-Lautsprecher auf einer akustischen Achse mit den anderen Schallwandlern liegt. Oder sie wird motorisch ein- und ausgefahren, da sie vor einem Fenster hängt. Leinwandfolien, die in einen Rahmen gespannt sind, werden langfristig die wenigsten Falten werfen. Bei einem lichtschwachen Beamer sind hohe Gain-Faktoren zu wählen und Restlicht wird durch eine graue Einfärbung (etwa Stewart GreyHawk) zu satterem Schwarz optimiert.
Heimkino: Komponenten
Bei der Wahl des Lautsprechersystems sollte man vorab geklärt haben, ob fünf Kanäle genügen (nicht gut für längliche Räume) oder sieben Boxen Surround-Sound mit mehr klanglicher Umhüllung zaubern sollen. Für ein echtes Heimkino sind die Höhenkanäle einer 9.1-Anlage durchaus ein Zugewinn.
Für eine adäquate Ansteuerung der Boxen ist der passende AV-Verstärker erforderlich und als Zuspieler ein Blu-ray-Player, vielleicht ergänzt durch einen PC und eine Spielkonsole für das ultimative Zocker-Erlebnis. Damit man 3D-Filme schauen kann, müssen Player, AV-Receiver und Beamer 3D unterstützen, an der eigentlichen Installation im Raum ändert sich aber nichts. Über die Zusammenstellung der Geräte und die optimale Einrichtung werden die folgenden fünf Teile unserer Serie genau informieren.
Planung: Platzierung der Geräte
Sogar die Platzierung des Racks mit der Anlage geht nicht ohne Diskussion. Steht es neben/unter der Leinwand, können allzu helle LED-Anzeigen den Filmspaß trüben und das HDMI-Kabel zum Beamer wird vielleicht zu lang (über 15 Meter sind kritisch). Steht es hinten im Raum, ist die Leitung zum Beamer möglichst kurz, zur Steuerung muss man jedoch die Fernbedienung stets hinter sich richten - sehr unpraktisch.
Ist der Raum breit genug, darf die Anlage gern rechts neben dem zentralen Sofa an der Wand unter dem Surround-Lautsprecher stehen. Die Längen der Lautsprecherkabel sind nicht ganz so kritisch, bei mehr als zehn Metern sollte man jedoch anfangen, an geringe Induktivitäten und Kapazitäten zu denken.
Der Beamer muss im korrekten Abstand positioniert werden. Der Spielraum ist meist nicht groß: Die Zoom-Optik gibt minimale und maximale Abstände zur Leinwand vor. Praktisch ist es, das Gerät hinter den Zuschauern mit maximalem Zoomfaktor kopfüber unter die Decke zu hängen. Dabei ist die Lichtausbeute unmerklich geringer als im Weitwinkel, doch man hört den Lüfter in der Regel weniger.
Von der seitlichen Aufstellung unter großem Lensshift, wie ihn einige Beamer bieten, sollte man absehen. Das beeinflusst die Lichtverteilung negativ. Am besten beachtet man auch die Hersteller-Empfehlungen für die Höhe der Beamer-Position im Verhältnis zur Leinwand.
Planung: Kabel und Licht
Haben alle Geräte ihren Platz gefunden, geht es an die Verkabelung von Strom, Licht und Signalen. Das kann schon einmal ein ordentliches Bündel Leitungen sein, daher empfehlen sich großzügige Kabelschächte. In einer abgehängten Decke kann neben den Kabeln auch eine beliebig ausgeklügelte Beleuchtungsanlage mit LEDs, Scheinwerfern oder gar einem Sternenhimmel installiert werden.
Besonders geschickt ist es, das Licht dimmbar zu machen, aber es so zu arrangieren, dass nichts auf die Leinwand trifft. Das erhöht sogar den Kontrasteindruck im Kinofilm, weil das Auge sich nicht an die völlige Dunkelheit gewöhnt. Eine faszinierende, gerne farbig angehauchte und automatisierte Lichtinstallation trägt sehr schön zum exklusiven Flair eines Heimkinos bei.
Praxis: Unschöne Kabel einfach verstecken
Bauliche Veränderungen wie eine abgehängte Decke oder eine Trockenbauwand zur Boxenintegration scheitern oft am Veto des Vermieters. Doch auch in einer Mietwohnung kann mit wenig Aufwand ein tolles Heimkino entstehen. Bleiben die Boxen sichtbar und werden dünne Leitungen in Fußleisten und unter dem Teppich verlegt, ist der Installationsaufwand gering.
Einzig verpflichtend ist das Abdunkeln des Raumes, das Jalousien oft hinreichend bewältigen. Ansonsten bieten sich lichtdichte Innenrollos oder das Einkleben eines schwarzen Kartons vor die Scheibe an. Grundsätzlich gilt: Die Helligkeit der (weißen) Leinwand bei ausgeschaltetem Beamer ist das schwärzeste Schwarz, das selbst der beste Projektor im Betrieb erzeugen kann.
Lässt sich Restlicht nicht vermeiden, muss man auf lichtstärkere Beamer setzen und eine graue Leinwand nutzen. Also bringt auch im hell gestrichenen Wohnzimmer die dezente Motorleinwand vor dem Fernseher, bestrahlt vom unauffälligen Beamer im weißen Gehäuse, jede Menge Filmspaß und kann starke Heimkinogefühle wecken.
Fazit
Je größer Kinofilme dargestellt werden, desto besser. Und die Heimkino-Projektion erlaubt riesige Diagonalen zu vernünftigen Preisen - mit der einzigen Einschränkung, dass das Zimmer abgedunkelt werden muss.
Lesen Sie in der video-Ausgabe 04/2013, die ab 1. März erhältlich ist, wie ein Raum akustisch optimiert werden kann, um einen perfekten Klang zu liefern!
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