MHL-Standard

Smartphone-Bild auf den Fernseher spiegeln

30.1.2013 von Andreas Frank

Filme, Fotos und Spiele in optimaler Größe: Das Display des Smartphones auf den Fernseher zu spiegeln, gelingt mit dem neuen Standard MHL. Das Beste: Es funktioniert mit fast jedem Fernseher.

ca. 4:15 Min
Ratgeber
Second-Screen
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© Hersteller/Archiv

Smartphone-Bildschirme werden immer leistungsfähiger, doch die Größe wird immer beschränkt bleiben. Praktisch wäre es, wenn man ein Video auf den Fernseher beamen könnte. Mit neuen Smartphones und Tablets lässt sich das jetzt bewerkstelligen - dank des Standards Mobile High Definition Link (MHL).

So funktioniert es: Im einfachsten Fall steckt man ein Kabel in den Micro-USB-Ausgang des Smartphones und verbindet es mit dem HDMI-Eingang des Fernsehers. Über das Kabel werden nicht nur die Bild- und Tonsignale übertragen, das Smartphone erhält auch gleichzeitig Strom.


Hama-MHL-Adapter
Der Hama-MHL-Adapter für 25 Euro verbindet jedes MHL-fähige Smartphone mit jedem beliebigen Fernseher mit HDMI-Eingang. Und dabei ist das Produkt nicht mal so groß wie eine Streichholzschachtel.
© Hersteller/Archiv

Stromversorgung per MHL

Diese Lademöglichkeit sollte man nicht unterschätzen. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf Reisen und besitzen einen WLAN-Zugang und ein TV-Gerät in Ihrem Hotelzimmer. Alle Programme werden in einer fremden Sprache gesendet. Deshalb leihen Sie sich über Ihr Smartphone einen Film online aus.

Praxis: Apps für Streaming und Netzwerk

Um den großen Bildschirm des Fernsehers zu nutzen, verbinden Sie ihn über ein MHL-Kabel mit dem Smartphone. Dank der Lademöglichkeit von MHL kann es nicht passieren, dass kurz vor Filmende der Akku leer ist und der Bildschirm schwarz bleibt. Bedenken Sie, wie stark die Wiedergabe eines Films an den Energiereserven eines Mobiltelefons zehrt.

Produkte mit MHL

  • Mobilgeräte
HTC: Huawei: LG: Samsung: Sony:
  • AV-Receiver
Denon: Onkyo: Pioneer:
  • Blu-ray-Player
OPPO: Sharp:
  • Fernseher
LG: Samsung:

Eine weitere nützliche Funktion von MHL: Das Smartphone kann - auf HDMI-CEC basierende - Steuerbefehle vom Fernseher empfangen, die das TV-Gerät auch an Player oder Receiver schickt. Der Vorteil: Die Filmwiedergabe lässt sich so über die TV-Fernbedienung starten oder stoppen, man kann durch Diashows skippen oder die Herrschaft über seine Musik-Playlist bequem von der Couch aus übernehmen. In unseren Tests klappte die Steuerung allerdings nur mit den vorinstallierten, hauseigenen Apps auf Smartphones. 

Geräte mit MHL

Wie praktisch diese Möglichkeiten auch sind, Besitzer von Apple iPhone, iPod oder iPad müssen bislang darauf verzichten. Doch über einen AV-Adapter können sie zumindest Bild- und Tonsignale von einem iDevice zum HDMI-Eingang eines Fernsehers schicken. Auch Besitzer von Smartphones zahlreicher anderer Hersteller kommen nicht in den Genuss von MHL.

Jedoch breitet sich die Technologie immer weiter aus. So setzt Samsung etwa bei seinen Top-Geräten Galaxy S III und Galaxy Note II auf diesen Standard. Auch HTC, Sony, LG und Huawei integrieren MHL in einigen Produkten. Das MHL-Konsortium geht sogar davon aus, dass mittlerweile 200 Millionen Produkte diese Technologie unterstützen. 

Kaufberatung: 55-Zoll-LCD-TVs im Test

Im Gegensatz zu Mobilgeräten, die als Quelle fungieren, müssen Fernseher als Empfänger nicht zwangsläufig MHL beherrschen. Mit einem MHL-Adapter wie dem von Hama lässt sich jeder Fernseher und jedes andere Gerät mit HDMI-Eingang mit einem Smartphone verbinden. Der Adapter setzt nicht nur die HDMI- in MHL-Signale um, sondern lädt auch das Smartphone, wenn das Kästchen mit Strom versorgt wird.

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Das ASUS PadFone 2 ist zwei Geräte in einem: Steckt man das Smartphone in die Andockstelle an der Rückseite des Tablets, lassen sich alle Funktionen des Telefons via Tablet nutzen. Der Übertragungsstandard: MHL.
© Hersteller/Archiv

MHL-Kabel: Aufbau

Manch einer mag vermuten: In einem Adapter für 25 Euro kann nicht viel Technik stecken, darum muss das MHL- dem HDMI-Signal ähnlich sein. Das ist richtig: MHL-Kabel übertragen auf drei Leitungen Audio- und Video-Informationen, die ähnlich aufbereitet sind wie das TMDS-Signal (Transition Minimized Differential Signaling), das bei HDMI verwendet wird. Einen wichtigen Anteil an der Entwicklung beider Standards hatte auch der Chip-Hersteller Silicon Image. 

Die beiden anderen der insgesamt fünf Stränge in MHL-Kabeln sind für die Stromversorgung zuständig. Sie müssen mindestens in der Lage sein, 500 mA bei fünf Volt zu transportieren, nach der MHL-Spezifikation Version 2 sogar 900 mA bei fünf Volt.

Praxis: Unschöne Kabel einfach verstecken

Welcher Stecker sich am Ende eines MHL-Kabels befindet, ist dagegen nicht vorgeschrieben. Am Samsung Galaxy S III ist es etwa eine 11-polige Schnittstelle anstatt des sonst üblichen Micro-USB-Anschlusses. Am Fernseher ist es die HDMI-Buchse mit 19 Pins. Die übrigen 14 Kanäle eines HDMI-Kabels transportieren bei einer MHL-Verbindung keine Signale. Erkennt der Fernseher aber an seiner HDMI-MHL-Kombi-Buchse einen Blu-ray-Player, schaltet er automatisch in den HDMI-Betrieb um.

Roku Media Stick
Bislang nicht in Deutschland erhältlich ist der Roku Media Stick. Er ist kaum größer als ein USB-Stick, macht aber etwa über MHL den Mini-Projektor von 3M zum Streaming Client.
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Bild und Ton in Top-Qualität

Die Audio- und Videosignale, die ein Smartphone zum Fernseher schickt, sind kaum schlechter als die eines Blu-ray-Players, denn MHL erlaubt die unkomprimierte Übertragung von Full-HD-Auflösung mit maximal 60 Bildern pro Sekunde. Selbst 3D-Signale können fließen. Bildinformationen können wie beim HDMI-Standard als YCbCr-(4:4:4, 4:2:2 oder 4:2:0) oder als RGB-Signal transportiert werden, Spezialitäten wie Deep Color und x.v.Color allerdings nicht. 

Toninformationen lassen sich ebenfalls unkomprimiert transportieren. Das gilt sogar für 7.1-Signale mit einer Abtastrate von 192 kHz bei 24 Bit.

Ansätze, den Screen eines Geräts auf dem Fernseher zu spiegeln, gibt es schon länger. Sogar drahtlos: Wireless Display (WiDi) etwa, das jedoch nur mit ausgewählten Computern mit Intel-Prozessor funktioniert. Zudem kommt es dabei zu Latenzen. Diese Zeitverzögerungen zwischen Eingabe am Smartphone und Reaktion auf dem Bildschirm sind nahzu gänzlich passe mit MHL.

HTC One X
Wir haben die Möglichkeiten von MHL unter anderem mit dem HTC One X (Preis: ca. 600 Euro) ausprobiert. Beim Spiel Riptide GP (im Bild) steuert man durch Neigen des Smartphones die Richtung des Jetboots. Dank geringer Latenz macht das Game mit einem TV verbunden noch viel mehr Spaß.
© Hersteller/Archiv

Deshalb kann man sein Smartphone auch als Spielkonsole nutzen, die als Bildschirm den Fernseher verwendet. MHL empfiehlt sogar 15 für diesen Einsatz besonders geeignete mobile Spiele und Apps auf der Webseite www.meetmhl.com , die auf Android-Betriebssystemen laufen. 

Wegen der geringen Latenz bietet es sich auch an, das Smartphone als Rechner zu verwenden, dessen Monitor der Fernseher ist. Maus und Tastatur werden in diesem Fall via Bluetooth mit dem Phone verbunden.

Es ist nicht einmal nötig, dass das Smartphone direkt an den TV angeschlossen ist. Es existieren AV-Receiver von Pioneer und Onkyo, die einen MHL-Eingang besitzen. Auch manche Blu-ray-Player wie der OPPO BDP-103EU sind mit dieser Buchse ausgestattet.

Pioneer AppRadio SPH-DA 100
Mehr Komfort im Auto: Über das 7-Zoll-Touch-Display des Pioneer AppRadio SPH-DA100 kann man bequem auf alle Funktion des Smartphones zugreifen: etwa auf Musik, Kontakte und Kartenmaterial.
© Hersteller/Archiv

Miracast: Weg mit den Kabeln

Nötig bleibt mit MHL allerdings immer das Kabel. Das drahtlose Spiegeln von Inhalten soll jedoch der neue Standard Miracast des Wi-Fi-Konsortiums bringen. Erste Android-Smartphones wie das Samsung Galaxy S III sind bereits dafür gewappnet.

Über einen Dongle kann jeder Fernseher das Signal empfangen. Nachteile dieser drahtlosen Übertragung: Sie ist störanfälliger, und AV-Signale lassen sich nur komprimiert transportieren.

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