Wissen
So testen wir TVs
Hinsehen allein reicht schon lange nicht mehr aus. Mit einem riesigen Aufwand an Messtechnik und Zeit will das Video-HomeVision-Laborteam alles über die neuen Fernseher erfahren und die Bewertungen absichern.
Gesicherte Mess-Ergebnisse sind das Rückgrat jedes unserer Tests in jeder Gerätekategorie. Wir haben zwar die eigentliche Labornote abgeschafft, doch die erfassten Daten stützen den Testredakteur bei seinen Erkenntnissen, sollen seine Ergebnisse untermauern und Unregelmäßigkeiten bei der Gerätequalität erklären.
Gerade das Thema Fernseher ist dabei in den letzten Jahren zunehmend komplexer geworden: Aus den Flimmerkisten sind multimediale Alleskönner geworden, die Hunderte von Features bieten und deren Bildaufbereitung so rechenintensiv und trickreich erfolgt, dass Messverfahren ständig verfeinert werden müssen.
Hase oder Igel
Allein die Erfassung und Bewertung der einfachen Farbigkeit eines TV-Bildes hat sich zum Wettrennen der Entwickler gegen die Messtechniker entwickelt. Vor ein paar Jahren hatte man mit einer simplen Messung der Farbtemperatur Farbstiche erklären können.
Dann passten die Hersteller diese Messung an. Ein Farbcharakter wurde jedoch durch gezielte Erweiterung der Farbräume erzeugt. Jetzt stimmen auch diese, so dass die normierte Standardmessung stets gut wirkt. Was durch die messtechnisch kaum spürbare Verbiegung der Gamma-Funktion und die nicht lineare Neuberechnung der Farbsättigung erzielt wird, können wir nun messen und sehen, warum etwa trotz klassischer Messung Hauttöne oft differieren.
Die TV-Entwickler wollen stets wissen, was genau gemessen wird, und züchten ihre Geräte gezielt auf gute Ergebnisse hin. So wird bei einem Schwarzbild oft die komplette Hinterleuchtung ausgeschaltet, und beim Weißbild werden die sonst blinkenden LEDs hell geschaltet. Dadurch werden in der Normmessung hohe, unrealistische Kontrastwerte erzielt.
Wir bemerken viele dieser Tricks und erfinden neue Messungen, um sie auszuhebeln. Im Ergebnis nützt dieses Hase-und-Igel-Rennen zwischen Entwickler und Messtechniker der Gesamtqualität, da TV-Normen im Spiel sind, die eingehalten werden sollen, und die Würdigung guter Bild- und Tonqualität die TV-Technik in die richtige Richtung bewegt. Und gerade jetzt, da wir so viel über Hunderte von Parametern eines guten Bildes wissen, geht das Spiel in seine nächste Runde.
Messen ist nicht testen
Viele denken, wenn der Fernseher alle Labortests durchlaufen hat, könne der Redakteur seinen Test schreiben. Das stimmt nicht: Im besten Fall kennt der Tester die Mess-Ergebnisse zunächst nicht, damit er unbeeinflusst eine Einschätzung der Qualität erarbeiten kann.
Diese Praxistests dauern mittlerweile erheblich länger als die Labormessungen. Die ausgiebigen Funktionstests fangen bei der sinnvollen Sendersuche über mehrere HD- und SD-Empfangswege und dem leichten Handling der Setup-Menüs erst an. Funktionen wie USB-Aufnahme, Programmführer, Heimnetzwerk-Player, oder Internet-TV erfordern das Ausprobieren Dutzender Media-Dateien und Datenströme über LAN, WLAN, USB-Port und SD-Karte. Dazu müssen die Einflüsse der vielen Dutzend Einstelloptionen, die moderne TVs auf Bewegtbilder oder Fotoqualität ausüben, getestet werden.
Zusätzlich schaut sich der Testredakteur eine Menge Testsequenzen in definiert schlechten und guten Ausstrahlungen bzw. Zuspielungen an, um der entscheidenden Funktionalität, der Aufpolierung der Bewegtbildqualität, auf die Spur zu kommen. Hier liefern TV-Geräte teils stark von Messbildern abweichende Ergebnisse, und alle Realquellen tragen letztendlich zu unserer Beurteilung der Bildqualität bei. So kommt es, dass beispielsweise eine sehr gute Kontrastmessung nicht immer eine exzellente Note für Kontrast zur Folge hat, meist stimmt aber immerhin die Richtung.
Fazit
Nur ein sehr kleiner Teil der vielen Hundert Messwerte und Praxistests, die wir für jeden Fernseher erfassen, wird tatsächlich im Magazin abgedruckt. Das meiste dient hinter den Kulissen dazu, die Notenfindung abzusichern und damit die Erkenntnisse unseres Testredakteurs zu objektivieren.
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