AV-Receiver

Arcam AVR750 im Test

1.10.2013 von Stefan Schickedanz

Der neue Arcam AVR750 soll nicht nur der beste Receiver, sondern auch der beste Stereo-Verstärker des traditionsreichen britischen Herstellers sein. Ist jetzt Schluss mit Understatement bei den Engländern?

ca. 3:30 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
arcam-avr750
arcam-avr750
© Hersteller

Pro

  • explosiver, präziser und homogener Klang
  • perfekt für Musik und Kino

Contra

  • unpraktische Tasten am Gerät

Arcams AV-Systeme findet man nicht in jedem Hi-Fi-Markt. Doch die AV-Receiver der britischen Marke stehen in den Bestenlisten der Fachzeitschriften und in der Gunst von Klanggourmets ganz weit oben. Nichtsdestotrotz ist Arcam weit davon entfernt, auf den Putz zu hauen. Wenn jetzt kein Geringerer als der Managing Director Charlie Brennan mit Slogans wie "Sie werden begeistert sein. Von der ersten bis zur letzten Zugabe" die Einführung eines neuen Flaggschiffs begleitet und die Briten selbstbewusst von ihrem besten und leistungsstärksten Receiver aller Zeiten sprechen, darf man einiges vom neuen AVR750 erwarten. Über die Sekundärtugenden eines audiophilen Stereo-Verstärkers soll der 7-Kanal-Receiver verfügen. Das klingt in den Ohren der überdurchschnittlich musikaffinen Arcam-Anhänger wie Musik.

Alles an Bord

Zwar verfolgt Arcam einen audiophilen Anspruch, aber ausgesprochen puristisch ging es bei den AV-Komponenten der FMJ-Serie auch wieder nicht zu. So bekam der AVR750 alles eingepackt, was derzeit angesagt ist: sieben HDMI-Eingänge, zwei -Ausgänge, Netzwerk-Steuerung und 4K-Video-Verarbeitung samt Upscaling. Dazu gibt es serienmäßig das Digitalradio DAB und DAB+, was in Verbindung mit UKW, MW und Webradio mit seinen Tausenden von Stationen eine riesige Programmvielfalt erschließt.

arcamFernbedienung
Die beleuchtete Fernbedienung ist bis auf die nicht hervorgehobenen Lautstärketasten gut gelungen.
© arcam

Was die Bedienung betrifft, fehlte Arcam bislang noch eine umfassende App. Die bisherige Lösung steuerte lediglich Streaming vom Medienserver, dem Smartphone selbst und Webradio. Sie basierte auf der Songbook App von Bookshelf. Mit der parallel angebotenen neuen ArcamRemote - kostenlos erhältlich für iPhone, iPod touch und iPad - geht es richtig ans Eingemachte. Gerade bei der Verwendung der Multi-Room-Features leistet die aufwendige, fast schon komplexe Smartphone-Lösung gute Dienste - zumal WLAN im Gegensatz zu Infrarot durch Wände geht.

Wer sich im gleichen Raum wie der Receiver aufhält, findet aber auch an der beleuchteten, lernfähigen Systemfernbedienung wenig auszusetzen. Mit ihren hintergundbeleuchteten Tasten leistet sie auch im Dunkeln gute Dienste, während die Tasten am Receiver schon bei Licht betrachtet kaum zu unterscheiden sind - was an der identischen Formgebung, der Anordnung und der kontrastarmen Beschriftung liegt. Die Lautstärkeregelung mit zwei winzigen Plastik-Druckknöpfen spiegelt nicht unbedingt die Wertigkeit des Boliden wider. Da greift man lieber zur Fernbedienung, auch wenn deren Schwachpunkt ausgerechnet die schlecht von den seltener benötigten Tasten abgehobenen Lautstärkesteller sind.

Praxis: So optimieren Sie den AV-Receiver

Der Arcam versöhnt für solche kleinen Schwächen mit einer praxisgerechten Lösung, die man bei den großen japanischen Herstellern vermisst: Während fast alle heutigen AV-Receiver Endlos-Drehknöpfe verwenden, an denen sich die Lautstärkestellung nicht ablesen lässt, blendet das mehrzeilige Display des AVR750 den Lautstärkepegel immer groß und deutlich ein. Das ist in der Praxis ein Plus.

arcam
1. HDMI, 2. Zone-2-Ausgang, 3. LAN, 4. USB, 5. Antenne, 6. Video, 7. Steuerung, 8. Zonen-Steuerung, 9. 7.1-Ausgang, 10. Boxenklemmen
© arcam

Überragende Klangqualität

Doch der eigentliche Grund, zu dem neuen Flaggschiff zu greifen, ist der hervorragende Klang. Die Briten proben den Spagat zwischen dem audiophilen Verstärker und dem zeitgemäßen AV-Receiver. Dazu wurde die analoge Vorstufe mit größter Sorgfalt auf einen Level gehoben, auf dem sie es mit hoch spezialisierten High-End- Verstärkern aufnehmen kann. Hier liegt auch ein Differenzierungsmerkmal zum äußerlich kaum zu unterscheidenden kleinen Bruder, dem AVR 450.

Kaufberatung: Die besten Surround-Receiver

Die Class-G-Endstufe verspricht weitere Klangfortschritte. Sie ermöglicht eine stufenweise, situationsabhängige Anpassung der Versorgungsspannung für die Endtransistoren, die bis 20 Watt pro Kanal im Class-A-Modus betrieben werden. Dadurch gibt es bei normalen Pegeln keine Übernahmeverzerrungen, welche die Signalreinheit kompromittieren könnten.

ArcamRemote
Diese bisher nur für iOS erhältliche Gratis-App ArcamRemote steuert alle wesentlichen Funktionen, wirkt allerdings sehr steif und komplex.
© Arcam

Ein wahrer Stereo-Star

Der Hörtest untermauerte den Anspruch der Entwickler: Der AVR750 kann Musik ausgesprochen packend und dynamisch wiedergeben - ganz wie man es von einem Top-Arcam erwarten darf. Seine Klangfarbentreue gehört ebenfalls zu den Kerntugenden der Marke und überzeugte auf der ganzen Linie. Der Receiver fing das Leben der Musik ein wie eine Top-Kamera, die durch authentische, nuancierte Farben und eine bestechende Auflösung begeistert.

Praxis: Alles über moderne AV-Receiver

Hohe Erwartungen hatten wir auch an die Bassleistung des Arcam-Receivers. Aber dieses Maß an Attacke, Kontur sowie Durchzug in den untersten Oktaven verblüffte uns dann schon. Man kommt nicht umhin, Vergleiche mit Böllern zu ziehen: So explosiv und intensiv gingen die Drums in die Magengrube.

Der Held des Heimkinos

Ganz klar, dass sich all diese Eigenschaften auch optimal auf den Surround-Sound auswirken. Die Dialogverständlichkeit war im Test perfekt mit sämtlichen Nuancen. Die Spezialeffekte wirkten sehr direkt, authentisch sowie gnadenlos. Den Arcam AVR750 empfiehlt der Terminator seiner 101-Familie.

Fazit

Arcam hat nicht zu viel versprochen. Man kann zwar einwenden, dass die Briten zu Stereo-Zeiten durch geniale CD-Player und DACs auffielen, aber bei Amps mit vergleichsweise geringen Ambitionen zur Sache gingen. Dafür ist bei einem AV-Receiver alles viel komplizierter. Und wer so einen Stereo- und Mehrkanal-Klang für 5.000 Euro hinzaubert, der darf den Mund schon mal voll nehmen.

Der neue AVR750 ist nicht nur ein absoluter Top-Receiver, er stellt auch ein faires Angebot dar, das sich gegenüber getrennten Vor- und Endstufen nicht zu verstecken braucht.

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