Testbericht
Bose Wave Music System III
Das Bose Wave Music System verblüfft auch in der dritten Generation mit raumfüllendem Klang. Als Quelle steht jetzt ein Digitalradio bereit, der UKW-Tuner wurde verbessert und das gewisse Extra integriert. Mehr dazu im Test.
Szenen, wie sie sich kürzlich in der Redaktion abspielten, kennt man gewöhnlich eher von Jahr- und Wochenmärkten: Menschen bleiben stehen und scharen sich um ein Wundermittel, das Unglaubliches verspricht. Die Video-HomeVision-Redakteure hören und staunen gemeinsam mit dem Autor, wie ein kleines, eher unscheinbares Tischradio mächtig einen auf ausgewachsene Stereoanlage macht.
Meistens stecken hinter solchen Wundern die Rhetorik und nicht selten auch Tricks des Promoters. Doch dieses Gerät mit den Sekundärtugenden eines mehrteiligen Sound-Systems spricht ganz für sich allein. Und weder die Aufstellung noch der Raum wurden besonders präpariert. Es stand in einem Büro auf dem Tisch, eingekeilt zwischen Flat-Screens und Receivern, um den Empfangstest des Tuners zu absolvieren.
Wave Music System III: Guter Klang statt Gimmicks
Es lief noch nicht einmal der integrierte CD-Player oder das neue Digitalradio, sondern nur der UKW-Tuner. Die Spannung solcher Aha-Erlebnisse entsteht allein durch den Widerspruch der unterschiedlichen Rezeptoren. Die Ohren glauben, eine richtige Anlage zu hören, doch die Augen sehen nur einen 37 cm x 22 cm großen Kasten, der virtuos jede Art von Musik wiedergibt. Dabei kennt man das in der dritten Generation gerade moderat aufgefrischte Wave Music System schon seit Jahren, doch der Effekt verblüfft immer wieder aufs Neue.
Enttäuscht werden lediglich jene, die angesichts von Innovationssprüngen, wie sie bei Apple und Co. inzwischen üblich sind, neue Design-Ansätze oder besondere technische Gimmicks erwarten. Das neue Wave Music System III besitzt weder eine AirPlay- noch eine Bluetooth-Schnittstelle.
Letztere ist beim kürzlich vorgestellten SoundLink integraler Bestandteil des Konzepts und bei vielen kompakten Sound-Systemen inzwischen Standard. Besitzer des Wave Music Systems III und des bis auf den integrierten CD-Player identischen Wave Radio III können immerhin Bluetooth über ein optionales, 150 Euro teures Modul nachrüsten oder für 100 Euro Aufpreis im Set erwerben.
Zu den Ausbauoptionen gehören auch ein Dreifach-CD-Wechsler als flacher Unterbau, eine Transporttasche und ein iPhone-Dock. Festplatten lassen sich nicht anschließen. Netzwerk-Funktionen wie Webradio sind nur über einen Umweg möglich.
Wave Music System III: Universal-Digital-Radio
Bose hat sich bei der Modellpflege auf Perfektion des Vorhandenen konzentriert. Die Entwickler haben das Empfangsteil zum Universal-Digital-Radio hochgerüstet. Das neue Wave Music System versteht wie das neue Wave Radio jetzt neben UKW und Mittelvideowelle DAB, DAB+ und T-DMB. Seine Besitzer sind damit bestens für die digitale Zukunft gerüstet, zumal ihnen Bose die Sache durch einen Kniff erleichtert: Das serienmäßige Netzkabel fungiert gleichzeitig als Antenne für die neuen Formate, während die Analogprogramme über einen Kabel-Adapter den Tuner erreichen.
Für einen besseren Empfang hat Bose die Trennschärfe des UKW-Teils erhöht. Eine weitere Neuerung bleibt so unsichtbar, dass nach dem Auspacken ein großer Aufkleber darauf hinweist. Das Touch Top Control dient zum Ein- und Ausschalten des Geräts und zum Betätigen der Snooze-Funktion, wenn das Wave Music System III als Radiowecker eingesetzt wird.
Alles, was der Benutzer dazu tun muss, ist, einen handtellergroßen Bereich in der Mitte der Oberseite des hochwertig wirkenden Kunststoffgehäuses zu berühren. So lässt sich das Gerät je nach Situation anschalten oder - wenn ein Telefonanruf eingeht - auch ohne Fernbedienung ausschalten. Wenn der Wecker klingelt, gewährt das Wave Music System nach einem Klaps noch einen Aufschub zwischen zehn und 60 Minuten.
Wave Music System III: Webradio und Airplay
Schwierig wird es, wenn der Besitzer Wert auf Webradio legt oder seinen Computer über AirPlay mit dem Wave Music System verbinden möchte. Hier gilt es zu improvisieren. In beiden Fällen führt der Umweg über das optional erhältliche, über die rückseitige Bose-Link-Schnittstelle anschließbare iPhone-Dock (Wave Connect Kit).
Wer sein iPhone oder seinen iPod touch dort einsteckt und die WLAN-Funktion aktiviert, kann über AirPlay Songs von der Festplatte seines mit der Gratis-Software Apple iTunes bestückten Rechners ans Wave Music System streamen. Und mit Drittanbieter-Apps wie RadioBox lassen sich Tausende Web-Radiostationen empfangen und via Dock mit dem Bose-System wiedergeben. Das ist durchaus ein praktikabler Kompromiss, um dem Wave Music System noch einige von den Konstrukteuren nicht vorgesehene "Zaubertricks" beizubringen.
Wave Music System III: Klang
Doch wie steht es mit dem eingangs erwähnten Klangwunder? Alles ist zwar nur angewandte Physik, aber das Wave Music System III überzeugte messtechnisch und klanglich in jeder Hinsicht.
Interview mit Jürgen Imandt, Manager Bose, über das Wave Music System
Wer etwa zur Beschallung des Esszimmers oder einer Ferienwohnung keine Anlage auffahren will oder kann, hat kaum eine echte Alternative. Das Bose-System tönt ausgewogen mit natürlichen Klangfarben, angenehmer, klarer Stimmartikulation über Radio sowie über CD und produziert einen für diese Größe überwältigenden Bass.
Das Resultat stellte sich im bedämpften Hörraum genauso ein wie im Büro, die Unterlage spielte kaum eine Rolle. Der Klang löste sich gut vom Gehäuse und füllte den Raum. Das CD-Laufwerk arbeitet so stoßsicher, dass es für den Mobilbetrieb geeignet wäre.
Wave Music System III: Laborergebnisse
Wir wollten wissen, ob die verblüffende Wirkung des Wave Music System nur auf psychoakustischen Tricks beruht oder ob sich das Klangwunder in nüchternen Zahlen belegen lässt. Wir behandelten das CD-Radio im Messlabor wie eine Aktivbox. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: Die untere Grenzfrequenz beträgt 55 Hz (-3 dB), die obere über 21 kHz.
Mit diesen Eckdaten warten nicht einmal alle ausgewachsenen Hi-Fi-Lautsprecher auf, geschweige denn mit einem so ausgeglichenen Rundstrahlverhalten. Der Klirr liegt bei normalen Lautstärken unterhalb der Messgrenzen (das schafft auch nicht jede Box), und bei hohem Pegel bleibt der Klirr ebenfalls im Rahmen, der bei durchschnittlichen Boxen üblich ist. Wenn man noch lauter hört, beschneidet der Limiter den Bass.
Wave Music System III: Fazit
Bose kann zwar nicht zaubern, aber verzaubern, weil die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Messungen untermalen den subjektiven Höreindruck des Wave Music System: Alles geht mit rechten Dingen zu, den auf Breitbänder spezialisierten Amerikanern gelingt es, die Grenzen der Physik perfekt auszureizen.
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