Curved-OLED-Fernseher

LG 55EA9709 im Test

20.8.2014 von Roland Seibt

LG bringt eine neue Fabrikationslinie und neue TV-Modelle. Preissenkungen um satte 30 Prozent sprechen für sich. Wir haben den LG 55EA9709 im Test.

ca. 5:20 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Wir haben den LG-Fernseher mit Curved-Display im Test.
Wir haben den LG-Fernseher mit Curved-Display im Test.
© LG

Pro

  • exzellentes Schwarz, gute Farbkomposition, futuristisches Design

Contra

  • Die tolle Pixel-Reaktionszeit wird nicht perfekt genutzt.

LG 55EA9709 im Test: Dank der OLED-Technologie, also Displays mit aktiv leuchtenden organischen Pixeln, werden ultradünne Displays mit der besten Bildqualität möglich, die es bislang gab. Um dem Ganzen noch mehr Flair des Innovativen zu geben, wurden die ersten Geräte, die im letzten Jahr von LG und Samsung auf den Markt kamen, leicht gebogen. Es war ein Wettstreit der Panel-Fabriken, den im Endeffekt LG für sich entscheiden konnte. Die beiden Mitbewerber kamen fast zeitgleich ins Ziel, doch die Nutzung von W-RGB-Panels, also einer eigentlich weißen OLED-Schicht, die an drei von vier Teilpixeln mit Farbfiltern überdruckt wird, sicherte den entscheidenden Vorteil. Die Panels lassen sich laut Aussage des Herstellers zuverlässiger und letztendlich wirtschaftlich fertigen. Konkurrent Samsung stellte hingegen für 2014 keine neuen OLEDTVs in Aussicht.

Ende April hieß es im Fiskalreport des Panel-Herstellers LG Display, dass eine neue Produktionslinie für große OLED-Panels in der zweiten Jahreshälfte ihren Betrieb aufnehmen wird. Sie wird pro Monat 26.000 Muttergläser der achten Generation verarbeiten. Wie viele TV-Geräte welcher Größe damit entstehen, hängt vom Ausschuss ab. 77 Zoll in Ultra HD sollen auf der Anlage locker möglich sein. Jedenfalls scheint LG Display die OLED-Produktion in den Griff zu bekommen und sucht nun Kunden unter den TV-Herstellern, die damit Fernseher bauen sollen - so wie es bei LCD schon lange der Fall ist.

OLED,LG,Farben
LG hat die Verteilung aller Farbnuancen auf die Grundfarben plus Helligkeitsbooster perfekt im Griff. Der minimal erweiterte Raum der Fabrpalette macht das Bild schön knallig. Es besticht aber vor allem durch eine hohe Schärfe (besonders von Farbanteilen) und das sagenhafte, fehlerfreie Schwarz. Gammaprobleme gibt es nur mit den allerdunkelsten Farben.
© Hersteller

Bis dahin kann man die futuristischen OLED-Modelle, die LG unter eigenem Label auf den Markt gebracht hat, als faszinierende Machbarkeitsstudie betrachten. Wir sprechen vom 55EA9809. Dieser 55-Zöller wurde zu einem stattlichen Preis von 9000 Euro gehandelt. Und obwohl die Lagerbestände insgesamt nicht sehr hoch gewesen sein dürften, rüstet sich LG für den OLED-Massenmarkt: etwa mit dem hier getesteten neuen 55EA9709. Zudem wurde der Preis des großen Vorgängers drastisch reduziert: auf 6500 Euro.

Nicht alles ist neu

Schon beim Auspacken, Fotografieren und Anschließen des brandneuen OLED-TVs kam es zu Deja-vus, die sich dann auch bei den Labormessungen fortsetzten. Bis auf winzige Details schien der Fernseher seinem ein Jahr alten Vorgänger zu gleichen. Der vielleicht wichtigste Unterschied zeigte sich dann bei der Bildbewertung.

OLED,TV,LG
Das gebogene (curved) Display ist mit nur 4 mm atemberaubend dünn. Es scheint auf dem Fuß fast zu schweben.
© LG

Wer den Test des Vorgängers nicht parat hat, sollte vorher erfahren, wie sportlich elegant das ultradünne, gebogene, glasfaserverstärkte Display wirkt und dass der LG alle Attribute eines ordentlichen TV-Geräts vorweisen kann. Dabei darf man nicht vergessen, dass im letzten Jahr in absoluten Topgeräten der Doppel-Tuner und die Bildauflösung Ultra UD Einzug gehalten haben. Beides stellt der 55EA9709 nicht zur Verfügung. Sein Vier-Wege-Tuner und die vielen Eingänge werden allerdings ergänzt um eine ausgereifte Smart-TV- und Netzwerk-Anbindung sowie Offenheit gegenüber mannigfaltigen Möglichkeiten des Anschlusses mobiler Devices.

Die Bedienung ist genauso innovativ wie das Panel. Alle Menüs und Funktionen sind mit einem Mauszeiger steuerbar, der durch eine Fernbedienung gelenkt wird, die die Bewegungen der Hand umsetzt. Sie steuert sogar eine virtuelle Fernbedienung für andere Geräte. Über HDMI-Steuersignale oder einen optionalen Infrarotgeber lenken die Koreaner die Geschicke sehr vieler externer Geräte und zeigen auf dem Bildschirm dann eine Fernbedienung an, die man mit der Maus bedient.

Eine Integration der neuen Oberfläche WebOS gab es jedoch nicht. So war der größte Unterschied zum 55EA9809 das Fehlen der transparenten Superhochtöner, die dort in den Acrylglasfuß integriert wurden. Da sind 6000 statt 9000 Euro schon ein richtiges Schnäppchen.

Und das Geld wird ja in das wichtigste Argument für einen neuen Fernseher investiert: die Bildqualität. Die theoretischen Vorteile der OLED-Technologie wurden wieder exzellent in die Praxis umgesetzt: Schwarzwert, Blickwinkel und gleichmäßige Ausleuchtung. Diese Qualitätskriterien sind Kritikpunkte der LCD-Technik und zeigen hier wieder, wo die Reise hingehen sollte: phänomenale Kontraste im abendlich dunklen Raum. Schwarze Bildpunkte sind wirklich ausgeschaltet - so dunkel, dass selbst unser teures Laborspektrometer an seine Grenzen stößt. Die Ausleuchtung von Weiß ist ebenfalls makellos.

OLED,TV,LG,3D-Brillen
Die sportlich eleganten 3D-Polarisationsbrillen stammen aus dem Designhaus Alain Mikli.
© Hersteller

Ein weiteres Argument für OLED ist die schnelle Ansprechzeit. Wir haben 0,2 Millisekunden gemessen, also jenseits von Gut und Böse. Damit wäre bei Filmbildern theoretisch die Berechnung von Dutzenden Zwischen-Frames möglich. Eine Chance, die aber erst in künftigen Modellen ergriffen werden könnte. Aktuell findet eine eher konservative Bewegungskompensation statt. Dafür sind die Farben und der Schärfeeindruck des LG 55EA9709 hervorragend umgesetzt. Besonders schwierig sollten gedeckte Farbtöne sein, da LG ja mit einem Weißpixel zusätzlich zu den RGB-Grundfarben arbeitet. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass die Farbmischung bestens funktioniert.

Bei farblosen Bildern wird das Weißpixel durch die fehlenden Farbanteile zur gewünschen Farbtemperatur ergänzt. Satte Farben, die eigentlich zu bunt für den normierten Farbraum sind, werden durch Zumischung von Weiß heller und landen auf der Norm. Und selbst unsere komplexen Messungen von teilgesättigten Farben und einer Palette aus Naturtönen zeigen sehr erfreuliche Ergebnisse.

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Die beigelegte Skype-Kamera bietet eine gute Bild- und Tonqualität, stellt aber einen massiven Designbruch dar.
© Hersteller

Die Schärfe lässt sich im von uns bevorzugten Bildmodus isf horizontal und vertikal getrennt abgleichen. Wie gewohnt, steht der Linksanschlag für Neutralität, aber ein kleiner Kick hatte visuell nur Vorteile. Die von den meisten Herstellern unterschätzte Auflösung der Farbanteile wird von LG bestens gemeistert. Die Zuschaltung von Super Resolution scheint nur beim Skalieren von minder aufgelösten Quellen Bedeutung zu haben, genauso wie die Konturenverstärkung. Wie schön wäre es, dieses Erlebnis auch in Ultra HD genießen zu können.

Insgesamt ist das Bild des LG extrem knackig, messerscharf, und es liefert exzellent natürliche Farben aus allen Blickpositionen. Nur wenn die Bewegungskompensation TruMotion ins Spiel kommt, entstehen die gleichen Artefakte wie bei den LCD-TVs.

Eine Schwäche von OLED-TVs, die auch LG mit dem zusätzlichen WeißPanel nicht zu lösen weiß, ist die maximale Leuchtkraft. Durch die interne Strombegrenzung wird eine sonnendurchflutete Schneelandschaft der Blu-ray Art of Flight deutlich matter dargestellt als die weiße Titanic vor dunkler See. Im Labor stellten wir fest, dass der Stromverbrauch des Gerätes auf 170 Watt begrenzt ist. Jedes Pixel verbraucht sozusagen seinen eigenen Strom, und wenn mehr als 30 Prozent der Bildfläche hell beleuchtet sind, reduziert die Elektronik die gesamte Leuchtkraft. Das ist eine von Plasma-TVs bekannte Strategie und kann nur bedeuten, dass die optimale Effizienz der OLED-Zellen noch nicht erreicht ist. Theoretisch gelten organische Leuchtmittel ja als Energiesparer.

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Wie im Rennsport: Nur durch einen mit Carbonfasern verstärkten Rücken kann das Display so ultradünn (4 mm) gehalten werden.
© LG

Angst vor dem Alter

OLED-Fernsehern haftet der Mythos an, dass sie schnell altern und nach wenigen Jahren unbrauchbar sein sollen. Tatsächlich liegt die Lebenserwartung eines blauen Pixels deutlich unter der eines roten oder grünen. Das führte bei Sonys Mini-OLED vor ein paar Jahren zu Unfrieden. Bei aktuellen Farbstoffen spricht man jedoch von einer Blau-Halbwertzeit von 20.000 Betriebsstunden bei 1000 cd Lichtleistung - gut doppelt so lange und dreimal so hell wie der Phosphor in Plasma-TVs und Bildröhren. Und wie bei Plasma-TVs kann auch in OLEDs die Elektronik das Vergilben ausgleichen.

In unserem ersten Test zeigte der 55EA9809 statt Alters-Ausbleichen das Gegenteil: einen starken Memory-Effekt. Lange intensiv angesteuerte Pixel leuchten heller als andere. Der Effekt tritt insbesondere in den ersten Betriebsmonaten auf, und hier zeichnet sich der größte Bildgewinn des neuen 55EA9709 ab. Trotz des auf den ersten Blick identischen Panels trat ein Memory-Effekt bei den einwöchigen Tests nur schwach und nur unter Laborbedingungen auf.

Fazit

Es sieht so aus, als gehöre der OLEDTechnik die Zukunft. Sie muss sich nur einfacher fertigen lassen und ihre energetischen Vorteile ausspielen. Mit der Preissenkung sind die Geräte von LG nicht mehr absurd überteuert, sondern ideal für Anspruchsvolle, die auf ein perfekt knackiges Full-HD-Bild Wert legen.

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