55-Zoll-TV
LG 55UF9509 im Test
Der LG 55UF9509 gehört zur neuen LCD-TV-Serie von LG mit Doppeltuner. Wie glückt die Premiere? Wir machen den Test.
Nirgendwo auf der Welt ist die Empfangslage so komplex, die Senderauswahl so groß und der Wunsch nach Archivierung und zeitversetztem Fernsehen so stark wie in Deutschland. Das haben jetzt auch die koreanischen Entwickler von LG bemerkt und mit der UF9509-Serie die ersten Modelle (55 oder 65 Zoll) auf den Markt gebracht, die zwei Eingangsbuchsen für Satellitenleitungen besitzen.
Bei der Sendersuche mit dem LG 55UF9509 wurde unsere Euphorie jedoch schon wieder gebremst. Es war nur einer der beiden Eingänge auswählbar. In einer Fußnote fanden wir dann die Info, dass die volle Funktionalität des Doppeltuners erst durch ein Update im zweiten Halbjahr 2015 freigeschaltet wird - sehr schade. Immerhin noch besser als bei Sony, wo beim ersten Modell mit Twintuner die Funktion gar nicht erst erwähnt wurde.
Liest man LGs Datenblatt genau, stellt man übrigens fest, dass nur der Satellitentuner zwei Signalwege unterstützen soll. Warum Kabel- und DVB-T-Kunden nicht in den Genuss der komfortableren Aufnahmen kommen sollen, bleibt offen. Das schreit nach einem Nachtest in video.
Mehr Power für das Bild!
Der Konzern LG ist maßgeblicher Hersteller von LCD-Panels mit der IPS-Technologie. Die "In-Plane-Switching"-Flüssigkristallzellen erzeugen TV-Bilder, die bei schrägem Blickwinkel deutlich homogenere Farben und ein lineareres Gamma (richtiger Helligkeit von Graustufen) erzeugen als ihre Konkurrenz.
Als Nachteil wird ein etwas schwächerer Schwarzwert in Kauf genommen. Der ließe sich aber wiederum durch lokales Dimmen optimieren, und genau das macht LG im 55UF9509. Zwar ist der native Kontrast des Panels mit 500:1 schon deutlich besser als bei den meisten Vorgängern, doch er wird noch durch die gezielte Abdunklung einzelner Bildpassagen auf das Vierfache erhöht.
Hier geht LG jedoch einen Kompromiss ein, den die Designer im Kampf Technik gegen Look für sich entschieden haben. LCD-Fernseher mit perfekten Bild setzen das lokale Dimmen nämlich direktstrahlend ein. Direkt hinter dem Panel sitzen viele (100 bis 500) LEDs, die das Bildfeld in kleine Cluster unterteilen, die individuell beleuchtet werden. Wo das TV-Bild dunkle Inhalte enthält, werden die LCDs gezielt abgedunkelt. Schwarz wird dann richtig tiefschwarz.
Diese teure Technik kam in den letzten Jahren durch den Preisverfall bei TV-Geräten allerdings immer seltener zum Einsatz. Sie ist aber unverzichtbar, wenn demnächst TV-Geräte mit High Dynamic Range, also der zehnfachen Leuchtkraft auf den Markt kommen werden. Damit sie nicht zehnmal so viel Strom verbrauchen wie aktuelle Geräte, muss mit der Helligkeit feinfühlig gehaushaltet werden, was nur geht, wenn die maximale Brillanz auf wenigen Clustern stattfindet.
LG wirbt für die neuen Modelle mit lokalem Dimmen, hat jedoch nur wenige LEDs für diese Funktion zur Verfügung, und die befinden sich am unteren Bildrand. Wie erwähnt, wird hier höchster Wert auf Design gelegt - in Form eines extrem flachen Gehäuses und eines äußerst schlanken Rahmens.
TV-Geräte mit Direct Local Dimming sind gerne über die gesamte Fläche fünf Zentimeter tief, bei den neuen LGs ist es am Display weniger als einer. Die Elektronik und Akustik gönnt sich hier auch 4,7 cm Tiefe, jedoch nur mit gebührendem Abstand zur Silhouette. Aus normalen Perspektiven wirkt der neue LG 55UF9509 so faszinierend flach, fast wie ein OLED-Display.
Lesetipp: Optimale Einstellungen für LG-TVs
Dafür stehen dann aber auch nur ein knappes Dutzend Dimmzonen zur Verfügung, sozusagen vertikale Streifen. Das Dimmen funktioniert für diese Voraussetzungen sehr ordentlich. So werden Schauspieler in der Bildmitte geschickt hervorgehoben, wenn sie vor einem dunklen Hintergrund stehen. Sichtbares Manko dieser Technik sind die Letterboxbalken von Cinemascopefilmen. Diese bekommen dann helle und dunkle Flecken, die mit Objekten mitlaufen. Schaltet man das lokale Dimmen ab, verschwinden diese Effekte logischerweise, aber das Schwarz ist so hell wie die vorher hellsten Schwarzbereiche.
Das Dimmen hat also insgesamt doch einen positiven Effekt. Die Bildqualität unter seitlichem Blickwinkel ist durch das IPS-Panel Konkurrenzprodukten um Welten überlegen. Farben bleiben vollends erhalten, und ein großes Abdriften der Grauwerte findet auch nicht statt.
Web OS 2.0
Das Betriebssystem wird ein immer wichtigerer Aspekt beim TV-Kauf. War es früher nur Basis der Systemeinstellungen, ist es jetzt im smarten Umfeld Entscheider darüber, welche App und welche intelligente Funktion brilliert oder versagt. Erste Hersteller bringen schon Geräte mit Android auf den Markt, um sicherzustellen, dass ihre Geräte mit dem gesamten Google-Universum harmonieren, doch LG ist mit der zweiten Version von Web-OS auch ein guter Wurf gelungen.
2014 kränkelte die Bedienung an zu wenig Rechenpower, vielleicht zusätzlich ineffizienter Programmierung, doch das ist nun Schnee von gestern. Im LG 55UF9509 läuft alles wie am Schnürchen. Apps starten schnell, Scrolling und Seitenaufrufe sind frei von störenden Latenzen und sogar der Bootvorgang wurde drastisch beschleunigt. Vor allem moderne Menschen werden von den Multitaskingfähigkeiten begeistert sein.
Als härtesten Test haben wir eine USB-Aufnahme des Ultra-HD-Senders von Astra gestartet und dann eine andere UHD-Sendung von Festplatte angeschaut. Danach umgeschaltet zum Smart-TV-Dienst Netflix und ein paar Videos on Demand abgerufen. Wieder zurück zur Medienwiedergabe der Festplatte, erschien uns die Pause einfach wie Task-Switching. Man schaute an der Stelle weiter, an der wir die Funktion verlassen hatten. Wieder zurück zum Live-TV konnte man natürlich fernsehen und siehe da: Die Aufnahme lief immer noch, die ganze Zeit problemlos nebenbei.
Und das, wo andere TV-Geräte UHD nicht einmal aufzeichnen oder empfangen wollen. Astras Sender kommt immerhin im Codec HEVC mit 10 Bit und 50Hz progressiv daher. LG hat auch bei DVB-T an die Zukunft gedacht. Laut Firmenaussage ist das Gerät für DVB-T2 mit HEVC gerüstet, wenn es denn kommendes Jahr bei uns so startet. Was Smart-TV-Apps betrifft, sind bei LG schon viele Dienste an Bord, doch wieder einmal traf uns der Fluch des frühen Tests. Neben anderen wichtigen VOD-Apps sind Sky Online und HD+ Replay versprochen, waren jedoch zu Redaktionsschluss noch nicht online.
Sehr variabel und zuverlässig hat sich bei den Tests die multimediale Umgebung des LG 55UF9509 herausgestellt. Dass HDMI 2.0 mit 4k@60Hz an Bord ist (mit HDCP 2.2) und der HEVC-Codec unterstützt wird ist Ehrensache, doch Entwickler erzählten uns von den Plänen, im Herbst HDMI 2.0a, also das Verständnis von HDR (High Dynamic Range) nachliefern zu wollen. Verbindungen zu Smartphones und PCs über DLNA, MHL, WiDi und MiraCast liefen problemlos. Auch das Beamen von YouTube-Selektionen oder Netflix-Filmen funktionierte.
Das Tablet erkennt den TV, auf dem beispielsweise dann die YouTube-App automatisch startet, wenn man einen Clip dort weiterschauen oder präsentieren möchte. Nicht zuletzt sorgen zwei Smartphone-Apps für reibungslose Kommunikation und gute Zusammenarbeit. Ganz schlüssig und universell ist das System jedoch nicht. Was den Programmführer auf dem Second Screen betrifft, haben Sony und Philips immer noch die Nase vorn. Und Streaming vom TV auf andere Devices, da macht niemand Loewe und Panasonic etwas vor. Trotzdem ist es eine Freude, den magischen Mauszeiger der neuen Remote über den Schirm huschen zu lassen.
LG hat mit dieser Art der Bedienung die längste Erfahrung und setzt sie exzellent um. Die Erkennung von Sprachbefehlen klappt gut, die Umsetzung in Aktionen des TVs ist wie üblich schwierig, genauso wie die Sinnhaftigkeit der vorhandenen Empfehlungsengine. Vielleicht schauen wir bei unseren Tests auch nur deshalb so chaotisch und unkoordiniert fern, damit das Gerät darin keine Muster erkennen und uns sinnvoll Sendungen vorschlagen kann.
Qualität
Für die Umsetzung der Soundtechnik haben sich LGs Tonleute Rat bei den Klangexperten von harman kardon geholt. So tönt der LG 55UF9509 doch schön harmonisch aus seinen 4.2 Lautsprechern. Die Mittelhochtöner strahlen nach unten auf den leicht hornförmig gerundeten Fuß. Schwierige Voraussetzungen, die bestens gemeistert werden. Von Bassgewalt ist das System weit entfernt und bei Maximallautstärke kommt etwas Stress auf, doch Dialoge sind sehr klar und die Kompression der Dynamik gelingt sehr gut. Auch ein Verdienst der vielen Einstellungen und Optimierungsmöglichkeiten. Zur Not kann ein Kopfhörer parallel zu den Boxen betrieben werden.
Das Bild basiert wie oben erwähnt auf überaus natürlichen Farben in einem sehr guten Blickwinkel. Die Schärfe ist hoch und die Optimierungsoptionen weitreichend. Hier ist im Gegensatz zu Billig-UHD-TVs auch die 3D-Funktion mehr als brauchbar: echtes Full-HD mit Polarisation. Allein die Bewegungsglättung ist nicht Referenzklasse.
Fazit
LGs Topserie in Form des hier getesteten 55UF9509 besitzt eine umfangreiche Ausstattung mit vielen Multimediaoptionen, die sich nach einen Update noch verbessern werden. Perfektion im Bild wurde vom Design überschattet.
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