Testbericht
Praxistest: Die Lovefilm-App für das iPad
Der DVD- und Blu-ray-Verleiher Lovefilme bietet ab sofort eine iPad-App an, um Wunschlisten zu pflegen und Video-On-Demand-Filme auf dem Tablet anzuschauen. Wir haben sie schon getestet.
Der Online-Verleih Lovefilm bietet Filmfans regelmäßigen Nachschub an Filmen auf DVD oder Blu-ray-Disc per Post. In Video-HomeVision (Ausgabe 11/2010) erreichte der Wunschlisten-Verleih des Anbieters den Testsieg unter den Blu-ray-Versandvideotheken. Mittlerweile hat Lovefilm kräftig aufgerüstet und bietet mittlerweile auch eine Online-Videothek an. Lovefilm-Kunden können darin ein wachsendes Filmangebot frei anschauen. Das klappt per Streaming am Computer, über die Playstation 3 und internetfähige Flat-TVs von Sony. Mit der neuen iPad-App soll das jetzt auch auf dem Apple-Tablet klappen.
Die Streaming-Videothek ist nur zusammen mit einem Abonnement für die Versand-Videothek erreichbar. Lovefilm-Kunden, die einen Verleih-Vertrag für mindestens vier Discs pro Monat (monatlich 9,99 Euro) abgeschlossen haben, können beliebig viele Filme aus dem Video-On-Demand-Angebot anschauen. Wer für 7,29 Euro bis zu drei Film-Discs pro Monat ausleiht, der bekommt zwei Stunden Video-On-Demand-Nutzung dazu - egal ob am Computer, auf dem TV-Gerät oder via iPad-App.
Letzteres klappte im ersten Praxistest sehr einfach. Die App bildet das Verleih- und Abrufangebot von Lovefilm sehr übersichtlich ab - auch, weil die teils störenden Aktions- oder Umfragebanner der Webseite fehlen. Sie ist für horizontale und vertikale Haltung des Tablets ausgelegt - die Menüs sortieren sich jeweils passend um. Als oberste Auswahlebene teilt sich das Menü in die Bereiche "jetzt ansehen" für den Streaming-Filmdienst und "DVD/Blu-ray Verleih" für die Disc-Wunschliste. Darunter zeigt die App jeweils ähnliche Menüs mit Topfilm-Empfehlungen und Listenansichten für Empfehlungen, Genres und Kollektionen. Das Stöbern in den Listen macht Spass, die Auswahl klappt intuitiv und zusätzliche Informationen helfen bei der Entscheidung.
Das Video-On-Demand-Angebot besteht derzeit aus gut 500 Kinofilmen, überwiegend aus den Jahren 2000 bis 2007. Darunter befinden sich einige Publikumslieblinge wie "Spiderman" und "Spiderman 2", "Ocean's Eleven", Twelve und Thirteen. Auffällig sind auch recht viele Filme aus dem europäischen Autorenkino wie "Schmetterling und Taucherglocke", "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "9 Songs". Doch es befinden sich auch mäßige Erfolge unter den Abruf-Filmen: "Cargo", "Gefährliche Brandung 2" oder "Zodiac Killer" gehören nicht in die A-Klasse der Publikumslieblinge.
Tablet-Nutzer brauchen weniger DVDs
Der Filmabruf selbst lief im Test reibungslos - man kann Videos im heimischen WLAN und über das 3G-Datennetz (UMTS) sehen. Letzteres sollte man nicht übertreiben, da das Datenaufkommen für Videostreaming das Inklusiv-Volumen typischer Mobilfunk-Datentarife schon nach wenigen Filmen ausschöpfen dürfte. Alle Testfilme liefen in einer anständigen Bildqualität auf dem Tablet-Schirm. Zoomt man Breitbildfilme in die volle Formathöhe des iPad auf, dann treten allerdings Unschärfen zutage. Die gleichen Filme haben in der Regel eine bessere Bildqualität, wenn man sie in SD-Qualität über iTunes abruft - kostenpflichtig, versteht sich.
Lovefilm bietet auf seiner Internetseite übrigens auch ein paar Filme zum Einzelabruf gegen Gebühr an. Die sind auf dem iPad aber ebenso wenig abrufbar wie auf Sony-Geräten. Der Grund: Weder Apple noch Sony erlaubt den Einzelabruf durch Lovefilm auf ihren Geräten. Schließlich betreiben Beide eigene "Pay-per-View"-Onlinevideotheken, mit denen sie selbst Geld verdienen wollen.
Fazit: Das Onlineangebot von Lovefilm wird immer vielfältiger - allerdings nur für Kunden, die heute und weiterhin auch DVDs oder Blu-ray-Discs per Post leihen. Das ist so ähnlich, als würde die Lovefilm-Konzernmutter Amazon ihre eBooks für den Kindle-Reader nur an Kunden liefern, die auch noch gebundene Bücher bestellen. So ist es auch mit der Lovefilm App: Sie erfüllt wunderbar ihren Zweck, doch der ist in Verbindung mit dem Disc-Verleih etwas anachronistisch. Denn das Apple-Tablet ist Teil einer Gerätewelt, die seit Jahren das Ende aller Disc-Medien beschwört. Anders herum wird eher ein Schuh daraus: Wer Lovefilm ohnehin nutzt und ein iPad besitzt, der freut sich über das Zusatzangebot. Doch die Zahl dieser Menschen dürfte in Zukunft eher schrumpfen. Tablet- und Smart-TV-Nutzer brauchen DVDs und Blu-ray Discs dank wachsender Onlinevideotheken immer weniger. Darauf muss sich über kurz oder lang auch Lovefilm einstellen.
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