Heimkino-PC
Revox Re:Source M117 im Test
Ein Gerät und eine Fernbedienung genügen für beste Unterhaltung mit Filmen, Fernsehen, Musik und Internet auf dem TV. Das meint der High-End-Hersteller Revox aus der Schweiz. Wir haben es am Universalgenie Re:source M117 überprüft.
Wenn schon, dann richtig: Das scheint das Motto von Revox zu sein. Vor 60 Jahren begann der Schweizer Hersteller, Tonbandgeräte zu bauen, die noch heute von Analog-Fans im Tonstudio geschätzt werden. Nicht ohne Grund: Die Beatles nahmen etwa ihr Album Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band in den Abbey Road Studies mit dem Revox T26 auf. Zu Anfang dieses Jahrtausends folgte der zweite große Clou: Revox wurde zum Vorreiter in puncto Multi-Room-Technik. Heute findet man daher in vernetzten Luxusvillen die edlen, nicht ganz preisgünstigen Player, Verstärker und Lautsprecher der Schweizer. Auch das neu überarbeitete Universal-Genie Re:source M117 fühlt sich in einer vernetzten Wohnung pudelwohl.
Hinter der edlen Glasfront steht unter der Typenbezeichnung in weißen Lettern entertainment system geschrieben. Das trifft zu: Der M117 sorgt für beste Unterhaltung im Wohnzimmer - egal, ob es darum geht, Filme von einer Blu-ray zu schauen, Musik über das Heimnetz zu streamen, Videos aus dem Internet zu holen oder ganz traditionell fernzusehen.
Um diese hyperfunktionalen Zentralen zu bauen, haben schon andere High-End-Hersteller wie Arcus oder Evolve auf Computer zurückgegriffen. Doch einen so konsequent auf die Bedürfnisse im Wohnzimmer zugeschnittenen PC haben wir bislang nicht erlebt. Wenn man den Sensor-Knopf an der Glasfront berührt, um den M117 einzuschalten, wenn wie von Geisterhand an der Vorderseite zusätzliche Symbole aufleuchten oder die Bildschirmmenüs auf einem Fernseher erscheinen, kommt es einem gar nicht in den Sinn, dass man einen Computer bedient.
Doppelter TV-Spaß
Der Kniff dahinter: Obwohl es sich um ein Windows-Betriebssystem handelt, tritt es als solches nie in Erscheinung. Gleichzeitig erlaubt Windows, so ziemlich alles in das Gerät einzupflanzen, was der Hersteller gerade will: im Falle des M117 für den Fernsehempfang etwa zwei DVB-S2-Tuner, die sich durch DVB-C- oder DVB-T-Module ersetzen lassen. Dazu gibt es einen CI-Einschub, um Pay-TV zu entschlüsseln. Das bedeutet: Der Besitzer kann zwei HD-Sendungen aufnehmen und wenn gewünscht eine dritte anschauen, wenn sie sich auf einem der schon verwendeten Transponder befindet.
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Gegenüber einem traditionellen HDTV-Receiver vermisst man hier nichts: Ein EPG zeigt das Programm der verschiedenen Sender übersichtlich an oder er erscheint klein am untereren Bildschirmrand. Ein Timer erlaubt das Programmieren von Vor-und Nachlaufzeiten sowie Wiederholungen. Außerdem kann der Nutzer zeitversetzt fernsehen (Timeshift) oder einen weiteren Sender in einem kleinen Fenster betrachten.
Netzwerk-Festplatte
Für Aufnahmen und Timeshift besitzt der M117 eine integrierte 500-GByte-Festplatte. Doch Revox-Technik-Chef Markus Halbig empfiehlt, Aufnahmen auszulagern und auf einem Netzwerk-Server zentral zu speichern. Ein NAS-System lasse sich immer nachrüsten und der Speicher gegebenenfalls erweitern. Der Nutzer gibt also im Einstellungsmenü des M117 an, auf welchem Netzwerk-Speicher er seine Aufnahmen ablegen will. Auf die aufgezeichneten Sendungen können anschließend auch UPnP-fähige Fernseher und Player zugreifen.
Gleichzeitig bedient sich der M117 bei verbundenen Speichern im Netzwerk - zwar nicht bei UPnP-Servern, jedoch bei Ordnern, die freigegeben wurden. Dass ein Video nicht abgespielt wird, da der Revox das Format nicht beherrscht, ist sehr unwahrscheinlich. Auf der Kompatibilitätsliste stehen MKV-, AVI-, M2TS-, MP4- und MPEG-2-Dateien.
High-End-Musik-Archiv
Ähnlich universell einsetzbar ist der M117 bei der Musik-Wiedergabe. FLAC, AAC, WMA oder MP3 - alles kein Problem. Daneben spielt er Audio-CDs über sein Slot-In-Laufwerk ab oder rippt sie auf die interne oder einen externen Netzwerk-Speicher als MP3 oder im verlustlosen FLAC-Format. Titelinformationen werden über eine Online-Datenbank automatisch ergänzt. Die gerippten Songs stehen anschließend dem M117 sowie allen DLNA-Playern im Netzwerk bereit.
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Diese universelle Einsetzbarkeit lässt leicht verschmerzen, dass die Entertainment-Zentrale auf einer Festplatte gespeicherte Musik oder Songs auf einer CD mit einer kleinen Pause zwischen Titeln abspielt. Mit unserer getesteten Firmware-Version konnten wir Musik auch nicht pausieren. Ein Update ist aber angekündigt.
Blu-ray-Player
Und das Disk-Laufwerk ist noch zu mehr in der Lage: Es spielt Filme auf Blu-rays und DVDs. 3D-Blu-rays werden allerdings nur in zwei Dimensionen angezeigt. Die Bildqualität kann überzeugen, solange man nicht vergisst, im Einstellungsmenü Bildwiederholrate anpassen zu aktivieren. Dann gelangt ein ruhiges Bild mit sanften Bewegungen zum TV-Gerät. Auch in puncto Schärfe kann der M117 mit spezialisierten Blu-ray-Playern mithalten. Die besten Spieler schaffen es jedoch, noch etwas mehr Details aus Film-Disks herauszuholen.
Doch wer mag bei einem solch verführerischen Gerät schon pingelig sein? Eher freut man sich, dass hier alles aus einem Guss ist. So bleibt die Blu-ray-Player-Software ArcSoft ganz im Hintergrund. Und gerne streicht man über die präzise gefertigte Metall-Oberfläche; eine solche besitzen Player von Panasonic oder Samsung nicht annähernd. Darum präsentiert der Besitzer den M117 sicherlich auch gerne auf dem TV-Rack, weil er die Inneneinrichtung seines Wohnzimmers bereichern will. Von dort aus zieht man das HDMI-Kabel zum TV oder AV-Receiver. Gegebenenfalls verbindet man den Verstärker auch über die optische Digitalton-Buchse oder den analogen 5.1-Mehrkanal-Ausgang.
Anschlüsse
Die sieben USB-Buchsen sind nicht nur dazu da, den M117 mit Musik, Videos und Bildern zu füttern. Es lassen sich so auch Daten auslagern. Und schließlich sollte der Besitzer nicht vergessen, ein Ethernet-Kabel anzuschließen. Sonst entgehen ihm seine Netzwerker-Qualitäten: der Zugriff auf Heim-Server, das Hören von Radiostationen aus aller Welt über TuneIn oder das Browsen im Internet. Für Letzteres ist der Opera-Browser installiert, der sich bereits mit der mitgelieferten Fernbedienung bequem steuern lässt. So kann der Nutzer etwa auf der Startseite seine Lesezeichen in Form von Kacheln ablegen, um über das Cursorkreuz schnell zur ARD-Mediathek, zum Video-on-Demand- Dienst maxdome oder zu YouTube zu springen. Wer lieber frei im Internet surft, schließt per USB eine beliebige (Funk-)Tastatur an.
Praxis: Unschöne Kabel einfach verstecken
Gedanken an einen Computer kommen weiterhin nicht auf. Nur ein Blick auf den hohen Energieverbrauch von ca. 45 Watt im Betrieb und die etwas langen Disk-Ladezeiten erinnern noch daran, dass hier eigentlich ein PC vor einem steht: einer der schicksten, den wir je gesehen haben.
Vernetzung
Wer sich eine komplette Revox-Audio-Anlage oder gar ein komplettes Multi- Room-System wünscht, erhält mit dem M117 die optimale Basis. Perfekt abgestimmt ist der M117 auf den Receiver Re:system M51 (Preis: ab 5.000 Euro). Packt man die hohen Frontsäulen Column 03 und die hinteren Kompaktboxen vom Typ Shelf 02, Re:sound Center und Re:sound S Active Bass 01 (Gesamtpreis: ca. 3.300 Euro) dazu, besitzt man ein potentes 5.1-Heimkino-System, das mit seinen Metall-Oberflächen wohl eines der edelsten ist, das es heute gibt. Auch klanglich besticht es - speziell das optimale Zusammenspiel zwischen Front-, Rear- und Center-Lautsprechern. So entsteht eine lückenlose Raumabbildung.
Der Receiver M51 kann zugleich Ausgangspunkt für ein Multi-Room-System sein, das bis zu 32 Räume in vier Zonen mit Musik versorgt. Zudem lässt sich der M51 in ein komplettes Hausautomationssystem einbinden. Besonders eng arbeitet Revox mit Gira zusammen. So lassen sich über ein Bedien-Panel an der Wand nicht nur die gewünschten Songs auswählen oder die Lautstärke regeln. Es ist auch möglich, das Licht zu dimmen, die Jalousien herunterzufahren und die Raumtemperatur zu bestimmen.
Fazit
Der Revox M117 hat zwar seinen stolzen Preis. Doch wir haben noch keinen Heimkino-PC erlebt, der so konsequent auf die Bedürfnisse im Wohnzimmer hin entwickelt wurde.
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