Testbericht

Sony VPL-HW50ES im Test

2.1.2013 von Raphael Vogt und Roland Seibt

Sony hat nach Jahren der Abstinenz die Mittelklasse wiederentdeckt und bringt den VPL-HW50ES auf den Markt. Er trägt das Gewand des kleinen Bruders und hat an entscheidender Stelle Funktionen der großen Brüder geerbt.

ca. 5:50 Min

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Sony VPL-HW50ES
Sony VPL-HW50ES
© Josef Bleier, Stefan Rudnick

Pro

  • sehr hell
  • sehr leise
  • flexibles Zoom-/Shift-Objektiv
  • zwei Brillen

Contra

  • Zwischenbildberechnung etwas synthetisch
  • Shift-Rändel unpräzise

Sony gehört neben JVC zu den einzigen Herstellern, die reflektive LCD-Panels herstellen und deren Vorteile in Kontrast, Füllgrad und Reaktionsgeschwindigkeit nutzen. Kein Wunder, denn die Herstellung ist teuer und kompliziert, und die Technik erfordert die komplexesten Projektionseinheiten mit drei reflektiven Lichtpfaden. So etwas findet man sonst vorwiegend in professionellen Kinoprojektoren, die mit Zehntausenden Euros zu Buche schlagen. 

Auch bei Sony begann die Ära der SXRD-Projektoren - so heißen die eigenen reflektiven Projektor-Panels - mit einem superteuren Qualia 004 für über 30.000 Euro vor rund zehn Jahren. Damals schien es kaum vorstellbar, dass man einmal für ein Zehntel dieser Summe einen Heimkino-Beamer mit dieser Technik bekommen könnte. Seit rund einem Jahr gibt es den VPL-VW95ES als Topmodell und den VPL-HW30ES als gehobene Einsteigervariante und jetzt außerdem den High-End-Projektor VPL-VW1000ES mit der vierfachen Full-HD-Auflösung. 

Aber so etwas wie einen "Golf" hat Sony bisher nicht angeboten. Jetzt füllen die Japaner diese Lücke mit dem VPL-HW50, der die Essenzen der gesamten Serie als Kompromiss in sich vereint und 3.200 Euro kosten soll.

Bildergalerie

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Bilder: Sony VPL-HW50ES

Sony hat den Infrarotsender neben dem Luftfilter integriert. Es handelt sich um das gleiche Board, das auch die größeren Modelle VW95 und VW1000…

Sony VPL-HW50ES: Aufbau

Vom kleinen Bruder VPL-HW30 hat er das Chassis und die Karosserie geerbt. Bis auf unauffällige Details gleichen sich die zwei wie ein Ei dem anderen. Die Anschlüsse liegen zurückgesetzt an der Seite, darüber befindet sich ein reduziertes Bedienfeld. Auch die Objektive der Geschwister sehen gleich aus, aber es handelt sich um eine deutlich verbesserte Version mit Elementen aus dem sehr scharfen Linsensystem des VPL-VW95 und dem einfachen, manuellen Verstellmechanismus des kleineren VPL-HW30.

Während sich der Zoombereich nicht verändert hat, erweiterte Sony den Shift-Verstellbereich gegenüber dem HW30 noch einmal deutlich. Das macht den HW50 zu einem Projektor mit sehr flexibler Aufstellung. 

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Vom kleinen Bruder übrig geblieben ist leider die etwas unpräzise Rändelmechanik fürs Verstellen des Lensshifts. Dafür gleiten der Zoom- und der Fokusring des Objektivs sanft wie bei einer guten Spiegelreflexkamera. Und auf der Leinwand zeigen sich schon beim Scharfstellen deutlich mehr Kontrast und Detailschärfe als beim HW30.

Sony VPL-HW50ES: Helligkeit

Praktisch: Das Testbild für die Objektiv-Einstellung zeigt auch CinemaScope-Markierungen. Zudem ist das Zoom-Objektiv panfokal, bleibt also beim Zoomen scharf. Das lädt geradezu dazu ein, eine CinemaScope-Leinwand zu verwenden. Man zoomt die Größen, dreht kurz am Shift, und schon passt das Bild auf alle Formate.

Hat man das Bild einmal eingerichtet, kommt die nächste positive Überraschung: "Wow, ist der hell!", entfährt es einem spontan. In der Tat unterscheidet sich das nicht mehr viel von der Lichtleistung des VW1000 der dafür eine rund eineinhalb mal so starke Lichtquelle benötigt. Hier haben die Sony-Entwickler ganze Arbeit geleistet, zumal die größere Lichtmenge weder die Farbqualität noch den Schwarzwert oder auch nur die Lebensdauer des kostbaren Leuchtmittels beeinträchtigt. 

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Und weil die Sony-Beamer auch bei hoher Lampen-Einstellung noch sehr leise agieren, hält man mit dem HW50 einen Projektor in Händen, den ein wenig Streulicht nicht gleich absumpfen lässt und mit dem sich problemlos auch riesige Leinwände ausleuchten lassen.

Im Testkino strahlte er bei 3,5 Metern CinemaScope-Leinwand mit niedrigem Gain von 0,85 immer noch mit 54 Candela pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Professionelle Kinos müssen nach DCI-Digitalkino-Norm nur 42 cd/m² erreichen.

Sony VPL-HW50ES: Voreinstellungen

Neu übernommen haben die Entwickler auch die Voreinstellungen mit Klartextnamen für den HW50 vom großen Bruder. Beim Testgerät kamen die Werte für HD-Video auch ganz gut hin: D65 Farbtemperatur zeigte tatsächlich ungefähr 6.500 Kelvin, BT.709 bildete recht präzise den HD-Farbraum ab, und die Gamma-Werte, bislang bei Sony stets nur nummerierte Fantasiewerte, stimmten auch ziemlich gut mit der Sollkurve überein. 

Die Redaktion hatte zudem Gelegenheit, Messungen an weiteren Seriengeräten vorzunehmen. Abgesehen von einem tendenziell leichten Rotmangel in der Farbbalance und einer leicht S-förmig verzeichneten Gammakurve lagen die Geräte auf hohem Niveau.

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Vom 4K-Projektor VW1000 hat der HW50 die adaptive Schärfeanhebung übernommen, die in der deutschen Menü-Übersetzung etwas unglücklich "Realismus" heißt. Die Technik funktioniert hervorragend effizient und entlockt selbst flauen Bildern noch verblüffend feine Details. Weil man auch Rauschen und Filmkörnung damit hervorhebt, gibt es neben dem Regler Auflösung auch einen Rauschfilter, der dem entgegenwirkt.

Aber auch für den "Realismus" gilt: Ein dezenter Einsatz tut dem Bild gut, eine Übertreibung kostet Ruhe und Plastizität in der Darstellung. Auch die Konvergenz-Einstellung in über 100 Zonen hat der Beamer von seinen größeren Geschwistern adaptiert. 

Sony VPL-HW50ES: Bildqualität

Den Infrarotsender für die Synchronisation der 3D-Brillen, von denen zwei mitgeliefert werden, haben die Ingenieure nun in das Gehäuse integriert. Die Synchronisation über die Leinwand funktionierte im Test einwandfrei und ohne Unterbrechung.

Wählt man für 3D die gleichen Bildparameter, verwendet der Sony ein gut dosiertes, festes Offset für die Färbung der Brillengläser und reduziert das Gamma um 0,2. Da das Gamma aber dann immer noch harmonisch verläuft und auch sonst das Bild schön durchzeichnet, ergibt sich ein wunderbar plastischer Bildeindruck von natürlicher und bruchfreier Tiefenwirkung. 

Doch ganz frei von Geisterbildern ist der HW50 nicht. Mit der Einstellung "Helligkeit 3D-Brille" lässt sich das in vier Stufen kontrollieren. In Maximalstellung zeigt sich das Bild am hellsten, aber auch das Übersprechen auf einem nicht mehr zeitgemäßen Niveau.

Die Tester einigten sich auf Stufe 3, die einen guten Kompromiss aus Helligkeit und Doppelkonturen bildet. Die bekannten Sony-3D-Brillen sitzen verhältnismäßig bequem auf der Nase, bieten eine gute Abschottung gegen Streulicht und sind per USB-Kabel wiederaufladbar. Die Helligkeit des Beamers konnte die zu dunkle 3D-Wiedergabe gut ausgleichen.

Manche lieben, andere hassen die Zwischenbildberechnung zur Bewegungsverstärkung, die sich sogar zur 3D-Wiedergabe zuschalten lässt. In geringer Stufe sah das insbesondere im 3D-Modus sehr ordentlich und geschmeidig aus. Während der 2D-Wiedergabe von 1080p/24-Material - etwa von Spielfilmen von Blu-ray Disc -, wenn die Apparatur aber stets drei Bilder zwischen den realen Bildern erfinden muss, sieht das Ergebnis schnell sehr artifiziell aus.

Wer schnelle Bewegungen artefaktfrei knackscharf darstellen möchte, der sollte eher den Modus Filmprojektion nutzen, der wie ein echter Filmprojektor Schwarzphasen zwischen den Filmbildern darstellt. Dadurch entsteht eine gewisse Unruhe, es geht aber nicht knackiger, und der natürliche Bewegungsablauf bleibt erhalten.

Eine Sony-Spezialität stellt die adaptive Irisblende dar, deren Trägheit mittels elektronischer Kontrast-Regelung kompensiert wird. Die Regelung ist in mehreren Stufen dosierbar und steigert den Szenenkontrast dramatisch; Schwarzblenden werden imposant finster. Man kommt beim sehr guten nativen Schwarzwert aber auch sehr gut ohne die Blendentricks aus. 

Fazit

Seit Jahren gab es bei Sonys kleinen Projektoren nur kleine Evolutionsschritte. Mit dem HW50ES gelingt den Japanern nun ein riesiger Satz nach vorne - zu einem attraktiven Preis. Er ist zudem sehr leise und einer der hellsten Heimkino-Projektoren überhaupt. Er bietet gutes 3D, auch mit Zwischenbildberechnung.

Sein hoher Kontrast und seine ausgewogene Farbwiedergabe in Kombination mit dem neuen, sehr scharfen Objektiv und der vom Super-High-End-Bruder VW1000 geerbten Detailanhebung zaubern ein Hollywood-reifes Erlebnis auf die Leinwand.

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