4K-Projektor
Sony VPL-VW500ES im Test
Sony bringt mit dem VPL-VW500ES einen zweiten, preiswerteren 4K-auflösenden Projektor auf den Markt. Seine Daten unterscheiden sich kaum von denen des großen Bruders. Kann er im Test an die Qualität des Überprojektors heranreichen? Oder liefert er nur mehr Pixel als andere?
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Vor gut eineinhalb Jahren mischte Sony mit dem ersten super hoch auflösenden Projektor für zu Hause den Heimkinomarkt kräftig auf. Ein Raunen ging durch die Szene. Und ein Verwirrung stiftender Begriff setzte sich in den Köpfen der Menschen fest: 4K. Tatsächlich löste der gut 19.000 Euro teure VPL-VW1000ES seine Bilder mit dem im Kino üblichen 4K-Format auf. Kein Wunder, denn er verwendet die 4K-Panels aus den professionellen Kinoprojektoren. Doch das Standard-Kinoformat ist weder 16:9, noch entspricht es dem ganzzahligen Vielfachen von Full HD. Dennoch setzte sich der Begriff 4K für alles jenseits von Full HD in den Köpfen fest.
Nun erschien mit dem Sony VPL-VW500ES das zweite "echte" 4K-Gerät, denn auch der Neue verwendet SXRD-LCD-Panels aus der Profitechnik mit realen 4.096 x 2.160 Pixeln und damit nativ ein Seitenverhältnis von 1,85:1 und eben nicht 16:9 (1,78:1). Bei der Wiedergabe von TV-Sendungen und Blu-rays bleiben tatsächlich an den Seiten einige Pixel unbenutzt. Für knapp 10.000 Euro kann man den neuen Heimkinotraum bekommen. Der VW500 ist eine vollständige Neukonstruktion, die nur teilweise mit dem kleineren Bruder VPL-HW55ES und dem größeren Vorgänger VPL-VW1000ES verwandt ist.
Neueste Chips und Standards
Die Technik des Videoboards basiert nun auf den neuesten Chips und den zum Teil noch nicht etablierten Standards, was Auflösung und Kopierschutz angeht. So versteht der VW500 als einer der ersten Projektoren alle Signale des HDMI-2.0-Standards inklusive des kommenden Kopierschutzes der Version HDCP 2.2. Auch dürfen Ultra-HD- und 4K-Signale bereits mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde anliegen, wenn auch mit reduzierter Farbkomponente, wie das die neue Ausbaustufe von HDMI vorsieht. Zukunftssicherer geht es aktuell nicht. Das alte Modell VW1000 lässt sich mit einem neueren Videoboard auf die neuen Standards nachrüsten, das auch in seinem ebenfalls neu erhältlichen Nachfolger VPL-VW1100ES zum Einsatz kommt.
Die Ausstattung und Daten lesen sich wie eine spannende Synthese aus den kleineren Modellen und dem High-End-Top-Projektor. Vom großen Bruder geerbt hat der VW500 die 4K-Profi-Panels. Vom VW1000 adaptiert ist das Objektiv mit seinem riesigen Zoom- und Shiftbereich für extrem flexible Aufstellung und eine Positionierungsautomatik für den Einsatz mit CinemaScope-Leinwänden. Abspecken mussten die Ingenieure allerdings das Linsensystem, damit sich der kleinere Preis noch rechnet.
Als Lichtquelle dient eine konventionelle UHP-Lampe mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 265 Watt, die damit genau zwischen dem Einsteigermodell VPL-HW55ES und dem VW1100 liegt. Auf dem Papier hat er die Lichtleistung des kleinen Bruders mit 1.700 Lumen im Datenblatt, in der Praxis dürfte er etwas heller sein.
Anschlüsse
Komplett neu ist die Entwicklung des Chassis und damit des Gehäuses. Es ist bedeutend kleiner und leichter als beim Topgerät und bläst die warme Abluft nun wie von anderen Sony-Geräten gewohnt nach vorne aus, was eine Positionierung nahe der Rückwand ermöglicht. Das Anschlussfeld liegt wieder zurückversetzt an der Seite. Es enthält zwei HDMI-Eingänge, einen Netzwerk-Anschluss, eine serielle Schnittstelle und eine Miniklinkenbuchse für Steuerbefehle sowie zwei weitere Klinken für Trigger-Signale, die sich für Liftsysteme, elektrische Leinwände und motorische Caches konfigurieren lassen. Für Sony-Projektoren neu ist eine USB-Buchse zum Updaten der Firmware.
Nicht mehr vorgesehen ist der Anschluss eines Emitters zur Steuerung von 3D-Brillen. Für die ist nun ein Funksender eingebaut. Infrarot für die 3D-Synchronisation ist damit bei Sony passe.
Ausgiebiges Farbmanagement
Einige Neuerungen unter der Haube manifestieren sich erst im Menü. So bietet der VW500 als erster Sony-Projektor ein ausgiebiges Farbmanagement zur genauen Kalibrierung - lobenswert: getrennt für den Farbraum und die Farbmischung. Und um die Farben auch nach der Kalibrierung konstant zu halten, gibt es ein integriertes Messsystem, das die Alterung der Lampe und Toleranzen nach einem Lampenwechsel kompensieren kann. Eigentlich ist diese Maßnahme bei High-End-Projektoren längst überfällig, denn diese Technik kommt beispielsweise bei Projektoren für Kontrollräume schon seit Jahren selbstverständlich zum Einsatz.
Kaufberatung: Die besten Projektoren
Überarbeitet haben die Entwickler auch die Algorithmen, mit denen die vielen Pixel von bisherigen, niedriger aufgelösten Quellen genutzt werden können. Hat man überhaupt etwas von der 4K-Auflösung, wenn man maximal Full HD liefern kann? Man hat, da auch DVD-Inhalte gut skaliert auf einem Full-HD-Display knackiger aussehen als auf einem alten, der eigentlichen Auflösung der Scheibe entsprechenden Röhrenfernseher.
Eine gut gemasterte DVD mit 576i-Auflösung (PAL) kann man perfekt de-interlaced und skaliert schon mal auf den ersten Blick für eine HD-Aufnahme halten. Genauso verhält es sich mit einer guten Blu-ray-Disc, die sorgsam aufbereitet einer nativen 4K-Aufnahme recht nahe kommen kann.
4K-Upscaling
Hierfür hat Sony eine Algorithmus-Familie mit dem etwas großspurigen Namen Reality Creation entwickelt, im deutschen Menü unglücklich mit "Realismus" übersetzt. Erstmals kann man beim Projektor zwischen der adaptiven Berechnung und dem statischen Algorithmus zur Rückberechnung der "Mastered in 4K"-Blu-rays wählen. Im Normal-Modus lässt sich die kombinierte Interpolation und Nachschärfung recht fein in 100 Stufen justieren, wobei im Test eher kleine Werte zwischen 0 und 20 spannende Ergebnisse lieferten und größere Werte schon durch Überbetonungen in die Bildgestaltung eingriffen.
Man kann die Reality Creation auch abschalten, dann werden bei Full-HD-Zuspielung je vier Pixel zu einem. Wenn man dann die Reality Creation mit kleinem Wert dazuschaltet, wird die Abbildung zusehends filigraner, Treppchen verschwinden, feingliedrige Objekte, etwa Buchstaben kleiner Schriften, zeigen sich detailreicher, gerader und runder. Der wohl auf Wavelets basierende Algorithmus - wie er genau arbeitet, verrät Sony nicht - scheint nahezu perfekt zu funktionieren.
Nützliche Bildverbesserer
Auch andere Zusatzschaltungen sollen helfen, das Bild zu verbessern. Die Kontrastverstärkung beispielsweise hält, was ihr Name verspricht. Leider verändert sie den Look des Films ins Negative und sollte daher abgeschaltet bleiben. Das Gleiche gilt für "reines Weiß". Dieser Bildverbesserer sorgt allenfalls, wen man den High-End-Projektor für Business-Präsentationen verwendet, für etwas klarere Schriften.
Heimkino: Die passende Leinwand
Überraschend gut funktioniert "weiche Übergänge": Diese Schaltung wirkt nur auf großflächige Farb- und Helligkeitsverläufe und kompensiert Banding-Effekte, die die geringe Quantisierungstiefe von bisher nur 8 Bit bei Blu-ray und Digital-TV in dunklen und zarten Verläufen stören können. Statt der irritierenden wabernden "Bänder", die des Öfteren im klaren Himmel oder bei Unterwasseraufnahmen auftauchen, errechnet der Bildverbesserer einen glatten Übergang, als wäre die Aufnahme mit mehr als 8 Bit entstanden.
Bildqualität
Im Labor zeigte sich der Sony VPL-VW500ES hell und kontrastreich. Etwas merkwürdig ist, dass Sony keine Korrektur für Gamma vorsieht und dieses ab Werk minimal disharmonisch verläuft. Die Abbildung mittlerer Farbsättigungen gelingt trotz des neuen Farbmanagements gut, aber nicht perfekt. Das ist Jammern auf hohem Niveau, wo ja auch der Preis liegt. Das Jammern ging im Testkino weiter, denn in Sachen optischer Schärfe blieb der VW500 deutlich hinter dem VW1000 zurück, der alle knapp neun Millionen Pixel als kristallklare Quadrate abbildete.
Das Objektiv des Testgeräts konnte zwar die Pixel alle gut abbilden, nur nicht so konturenscharf. Aber der Verstellbereich ist wahrlich riesig, bleibt verzeichnungsfrei und kennt keine chromatische Aberration. Dieses Modell ist zwar der aktuell lauteste Sony-Projektor, dennoch bleibt sein Geräuschpegel unter dem der meisten Mitbewerber und unaufdringlich. Wie bei allen anderen Projektoren ließ auch hier die Wiederholgenauigkeit des Lens Memory zu wünschen übrig, wenn man zwischen 16:9 und CinemaScope hin- und herwechselte. Ein paar manuelle Klicks bei Lensshift und Fokussierung waren immer nötig.
Doch einmal eingerichtet und einen Film eingelegt, konnten die Tester wirklich entspannen. Solch ein strahlendes und plastisch wirkendes Bild bekommen auch Redakteure nicht jeden Tag zu sehen. Ob Auenland, Weltall oder Cartoon-Welten, der VW500 lädt dazu ein, seine Filmschätze ein zweites Mal zu entdecken, denn wer aus der Full-HD-Welt kommt, hat noch nie so tief quasi durch seine Leinwand hindurchgeschaut.
Fazit
Der große Kontrast und die gute Helligkeit des Sony VPL-VW500ES sorgen dafür, dass wirklich die Wüstensonne scheint und das All echte Tiefe ahnen lässt. Alles in allem kann man hier schon ein Stück cineastische Zukunft genießen.
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