Testbericht

Focal Electra 1038, CC 1008, SR 1000 und SW 1000

28.5.2010 von Redaktion pcmagazin und Michael Jansen

130.000 Euro für ein Paar Lautsprecher Focal Grande Utopia sind Ihnen zu viel, aber der samtige Klang gefällt Ihnen? Dann haben wir etwas für Sie: die Electra-Serie. Sie ist eng verwandt, ähnlich bestückt, aber kostet nur einen Bruchteil.

ca. 4:05 Min
Testbericht
Focal Electra 1038
Focal Electra 1038
© Hersteller/Archiv

FocalElectra 1038, CC 1008, SR 1000, S W 1000


Grande Utopia - das sind Edel-Lautsprecher, gebaut vom französischen Hersteller Focal für eine erlesene Schar von Bürgern, die sich ein Paar Lautsprecher im Gegenwert einer kleinen Eigentumswohnung leisten können und wollen. Für die meisten Klangliebhaber ist eine solche Anschaffung dagegen reine Utopie.Doch die Franzosen haben auch Bezahlbares im Programm: Für 17.200 Euro bekommt man eine komplette Heimkino-Beschallung. Im Vergleich zu Grande Utopia ein Schnäppchen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass die neue Electra-Serie alle entscheidenden Zutaten der Vorzeige-Boxen geerbt hat.

Beginnen wir mit der Verarbeitung: Auch hier gehört Electra zur Spitze der Branche und muss den Vergleich mit der Edel-Anlage nicht scheuen. Schaut man sich die Chassis einmal näher an, so kommt man zu dem Schluss, dass auch hier nicht gespart wurde. Alle Tief-/Mitteltöner schwingen mit sogenannten Sandwich-W-Membranen: Diese sind mit einem speziellen Schaumkern zwischen zwei Gewebelagen aus Glasfasern fixiert.

Je nach Einsatz - ob Mitteltöner oder Tieftöner - kann durch eine dickere Kernschicht aus Schaum die innere Dämpfung erhöht sprich angepasst werden. Die Entwicklung dieser aufwendigen Schwingeinheiten reicht bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Sechs 16er-Membranen schwingen in den beiden Standboxen 1038 Be II im Bass, während jeweils eine 16er-Membran für die Mitten verantwortlich zeichnet.

Das Focal-Set in Bildern
Lange Jahre galt Titan als das Maß aller Dinge, wenn es um das beste Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht bei Hochtonmembranen ging. Focal hat vor einigen Jahren eins drauf gesetzt. Das extrem teure Leichtmetall Beryllium weist gegenüber Titan bei vorgegebenem Gewicht die siebenfache Steifigkeit auf. Die Vorteile: nach oben ausgedehnter Frequenzbereich, höhere Effizienz und mithin bessere Impulsgenauigkeit.
© Michael Jansen

Die Spezialität, die Focal bekannt gemacht hat, ist die Inverskalotte. Auch deren Entwicklung reicht weit in das letzte Jahrhundert zurück. Man erinnere sich nur an die kleinen gelben, nach innen geformten Kuppeln, die in den 80er Jahren nahezu jede Focal-Box zierten.

Dieses Markenzeichen der Franzosen hat heute einen Reifegrad erreicht, der sich hören lassen kann. Alle Hochtöner der Electra-5.1-Beschallung sind mit solchen konkaven Kalotten bestückt - allerdings bestehen sie heute aus Beryllium. Gegenüber der klassischen konvexen Kalotte, bei der die Schwingspule am äußeren Rand sitzt, ist die Schwingspule des Focal-Hochtöners etwa auf halbem Wege zum Zentrum fixiert.

Das hat den Vorteil, dass die kleine Kuppel besser "gestützt" angetrieben wird, so dass man das Partialschwingungsverhalten am oberen Übertragungsende gezielt beeinflussen kann. Der Kalottendurchmesser beträgt nicht 25 mm - wie sonst üblich -, sondern 27 mm, was eine etwas tiefere Ankoppelung an den Mitteltöner und mithin ein besseres Abstrahlverhalten in diesem Bereich ermöglicht.

Bildergalerie

Das Focal-Set in Bildern

Im Reich der Sinne

Das Focal-Set in Bildern

Focal Electra 1038, CC 1008, SR 1000 und SW 1000 für 17.000 Euro.

Ausgefeilte Technik

Im Zentrum jeder Heimkino-Anlage steht der Center-Lautsprecher, über den der Großteil des akustischen Geschehens läuft. Daher gebührt ihm besondere Aufmerksamkeit.

Focals CC 1008 Be II ist ein mächtiger Koloss, bestückt mit zwei 16er-Sandwich-W-Membranen und dazwischen einer Mittel-/Hochton-Einheit mit der High-Tech-Kalotte und einem 80 Millimeter großen Mitteltonkonus. Die vertikale Anordnung der beiden Chassis gewährleistet eine gute horizontale Abstrahlung, so dass auch seitlich sitzende Zuhörer in den Genuss einer tonal ausgewogenen Wiedergabe kommen.

Der 7.1-Aufbau

Die Surround-Boxen mit doppelter Chassis-Bestückung sehen aus wie Dipolboxen, sind aber bipolar abstrahlende Schallwandler. Soll heißen, dass eine Zwei-Wege-Kombi schräg nach hinten und die andere schräg nach vorne strahlt, und zwar gleichphasig.

Somit gibt es dazwischen keine Auslöschung, sondern eine Addition der Schallanteile. Wenn man einen 7.1-Aufbau realisieren möchte - also mit "Rear"- und "Surround back"-Kanälen - nutzt man die Doppelbestückung der Electra SR 1000 Be II und steuert sie getrennt mit "Rear" und "Surround back" an.

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Bipolare Surround-Boxen: Die Doppel-Monobestückung der Surround-Lautsprecher erlaubt bei 7.1-Ansteuerung die Nutzung eines rückwärtigen Lautsprechers als Surround- und Surround-back-Speaker. Ansonsten setzt Focal weniger auf diffuse Dipole, sondern auf direkte Bipole, also auf gleichphasige und mithin breite Abstrahlung der beiden Einheiten in einer SR 1000 Be II.
© Michael Jansen

Beim Subwoofer SW 1000 Be II hat Focal richtig geklotzt: Das 33 Zentimeter große Tiefton-Chassis kann mit 600 Watt Leistung aufwarten. Eine Fernbedienung in kompakter Checkkartengröße hilft, die nötigen Einstellungen bei Bedarf auch bequem vom Sitzplatz aus vorzunehmen.

Kommen wir nun zum Hörtest. Hier gilt: Das beste Heimkino klingt gar nicht. Das heißt: Es spielt so unauffällig, dass es nicht vom eigentlichen Geschehen ablenkt, sondern nur das Bild unterstützt. Ein weiteres untrügliches Zeichen für den guten Ton: Selbst mit aufgedrehtem Lautstärkeregler wirkt er nicht zu laut oder gar nervig, sondern nur sehr dynamisch.

So auch die Focal-Beschallung. Das Set spielt unaufdringlich und doch deutlich, kann bei leisen Passagen überzeugen und aus dem Nichts Dynamiksprünge hinlegen, die den Zuhörer erschrecken können.

Ob eine ruhige Szene läuft wie der Anfang von "Mr. & Mrs. Smith" mit Gewitter, prasselndem Regen im Hintergrund und der umgebenden Musikkulisse oder ob es explosiv wird wie später im Film: Immer bewahrt die Franzosen-Kombi Contenance und macht nie einen angestrengten Eindruck. Klasse, mit welcher Wucht und hörbar unkomprimiert Explosionen den Hörraum unter Druck setzen.

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© Archiv

Unbeeindruckt wagen sich die sechs Focal-Lautsprecher auch an schwer verdauliche Action-Kost. Wenn etwa in "X-Men" Dächer abgehoben werden oder Fensterscheiben zerbersten oder wenn im Thriller "Passwort: Swordfish" eine lebende Splitterbombe einen halben Straßenzug durchsiebt, immer scheint das Electra-Set in seinem Element zu sein. Diese Souveränität hat schon Referenz-Status.

Aus dem Messlabor

Der auffallendste Punkt im Messlabor ist der Tiefgang der Frontbox. 26 Hertz untere Grenzfrequenz sind normalerweise schon für aktive Subwoofer nicht leicht zu erreichen, doch die Standboxen schaffen das sogar passiv. Und das mit einer mittleren Empfindlichkeit von immerhin 86 dB in einem Meter Abstand bei 2 Volt Eingangsspannung. Wo ist also der Haken? Die Maximallautstärke ist etwas begrenzt.

Alle Boxen zeigen in der Tendenz vom Bass zu den Höhen eine leicht fallende Flanke, was zu dem eher warmen, nie lästigen Klangcharakter beiträgt. Tonal sind die Boxen zwar nicht perfekt, doch machen sich die leichten Unregelmäßigkeiten in der Übertragungsfunktion im Hörtest kaum bemerkbar. Der Bipol-Lautsprecher zeigt typische Welligkeiten, die von den parallel betriebenen Doppel-Mono-Bestückungen herrühren (nicht abgebildet).

Fazit

Das Schöne am Focal-Set: Es bringt nicht nur die nötigen Eigenschaften eines erstklassigen Heimkinos wie Dynamikpotenzial, Sprachverständlichkeit und homogene Rundumbeschallung mit, sondern wird dank neutraler tonaler Wiedergabe auch in audiophilen Zwei-Kanal-Zirkeln Anklang finden. Das ist Premium-HiFi und -Surround.

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