Testbericht
Yamaha RX-A3010 vs. Marantz AV 7005 und MM 7055
Für Top-Receiver muss man ca. 2.000 Euro ausgeben. Für 1.000 Euro mehr bekommt man die Vor-/Endstufen-Kombi von Marantz. Wir haben sie gegen den AV-Receiver Yamaha RX-A3010 antreten lassen.
Aus technischer Sicht vergleicht man Äpfel mit Birnen, wenn man die Vorstufe Marantz AV 7005 gemeinsam mit der passenden Endstufe MM 7055 gegen einen Top-Receiver wie den Yamaha RX-A3010 antreten lässt.
Im Vergleichstest mit anderen AV-Receivern hat der Yamaha RX-A3010 souverän gewonnen. Für sich genommen lässt der Receiver kaum Wünsche offen. Doch wie schlägt er sich im Vergleich mit einer Vor-/Endstufen-Kombi?
Yamaha: Mehr HDMI-Anschlüsse
In preislicher Hinsicht hat der Yamaha mit knapp 2.000 Euro klar die besseren Karten gegenüber der fast 3.000 Euro teuren Kombination. Dennoch gilt: Wer zwei Tausender zurücklegt, kann oft auch noch einen dritten Tausender aufbringen, wenn er sich eine nachhaltige Lösung verspricht.
Im Gegensatz zum Yamaha-Receiver ist die Marantz-Kombi (sie basiert auch auf einem Receiver) nicht mehr taufrisch. Doch ihr kommt die Konsequenz der Entwickler zugute: Die AV 7005 zählte zu den ersten Steuergeräten, die durch Unterstützung von HDMI 1.4a das Durchschleifen von 3D-Video ermöglichten. Allerdings fährt der Yamaha hier gleich acht Eingänge auf, womit der Marantz-Vorverstärker angesichts des hohen Preises mit seinen sechs High-Definition-Multimedia-Interfaces (fünf hinten und einer vorne unter der Blende) fast schon geizig wirkt.
Was aber in der Oberklasse mehr zählt, sind die beiden HDMI-Ausgänge, mit denen beide Lösungen dienen können. Wer mehr für sein Heimkino ausgibt, besitzt meistens einen Fernseher für Nachrichtensendungen und einen Beamer für das ganz große Kino. Die doppelten Ausgänge ersparen Heimcineasten das lästige Umstecken der HDMI-Kabel oder die Verwendung eines Splitters.
In puncto Anschlussmöglichkeiten für Analog-Audio unterscheiden sich die Geräte kaum. Auch hier liegt der Yamaha mit 10:8 leicht vorne, was die Hochpegel-Eingänge betrifft. Phono-Freunde bedienen beide Testkandidaten, allerdings nur solche mit MM-Systemen. Für Besitzer von Moving-Coil-Tonabnehmern bleibt nur der Griff zu einem externen Phono-Vorverstärker.
Marantz mit Profi-Anschlüssen
Nicht nur hinsichtlich der Analog-Eingänge, auch was die koaxialen und optischen Digital-Eingänge betrifft, sind die Unterschiede der beiden Kandidaten marginal. Dafür kann die aufwendige Marantz-Lösung bei den Mehrkanal-Anschlüssen einen gewichtigen Trumpf ausspielen: Die AV 7005 verfügt über einen symmetrischen 7.2-Vorverstärker-Ausgang und spielt damit perfekt mit der obersten Endstufen-Liga zusammen.
Wer externe Endstufen verwendet - was auch Receiver-Besitzern Upgrade-Potenzial bietet -, platziert diese, gerade wenn es sich um Einbaulösungen handelt, meist möglichst nahe an den Lautsprechern. Dadurch entstehen lange Kabelstränge zum Vorverstärker, der meist leicht zugänglich bei den Quellen untergebracht wird. In diesem Fall macht sich die besonders hohe Störunempfindlichkeit der aus der Studiotechnik stammenden XLR-Verbindungen bezahlt.
Die Profi-Verbindungen trotzen mit ihrer von den beiden symmetrischen Signalleitern getrennten Masseführung Hochfrequenz-Einstrahlungen und Brumm-Effekten durch unterschiedliche Massepotenziale. Klar, dass auch die Marantz-Endstufe zusätzlich zu ihren fünf Cinch-Eingängen fünf symmetrische XLR-Eingänge bietet.
Wer sein Marantz-System auf 7.1 ausbauen will, muss sich noch die speziell für diesen Zweck gedachte MM 7025 zulegen. Um auf die neun Kanäle des Yamaha zu kommen, sind gleich zwei der rund 900 Euro teuren Stereo-Endstufen nötig.
Doch diese Kanalvielfalt, die Yamaha in einem Gerät zusammengefasst hat, ist nur die eine Seite der Medaille, die Standfestigkeit ist eine andere. Zwar hat der meisterhaft kombinierte Receiver sogar in puncto Leistungsabgabe einen knappen Vorsprung, doch reagiert er deutlich stärker auf Phasendrehungen kritischer Lautsprecher als die Fünf-Kanal-Endstufe von Marantz.
Der Endverstärker verhielt sich an den Messwiderständen zwar auch nicht unbedingt mustergültig, doch macht ihm eine Lautsprecher-Diva lange nicht so viel zu schaffen wie dem Yamaha-Receiver. Dessen Fähigkeit, Strom zu liefern, leidet schon merklich, wenn diese Phasendrehungen unter 6 Ohm Impedanz auftreten, während der Marantz erst unter vier Ohm eine leichte Empfindlichkeit aufweist. Damit lässt er seinem Besitzer eine größere Auswahl an Lautsprechern.
Yamaha und Marantz: Knappe Unterschiede
Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die teurere separate Lösung das smarte All-inclusive-Angebot von Yamaha bisher nicht wirklich abhängen konnte. Allerdings kennt man diese kleinen Unterschiede aus dem High-End-Zweikanal-Bereich, wo für einen subtilen Fortschritt nicht selten fünfstellige Summen hingelegt werden müssen.
Immerhin gönnt sich ausgerechnet das Marantz-Gespann den Luxus eines Audyssey-DSX-Raumklangverfahrens, das durch zusätzlich errechnete Front-Height- und -Wide-Kanäle das Klangpanorama weiträumiger und lückenloser machen soll. Allerdings müssen Marantz-Kunden tief für die zusätzlich nötigen Endstufenkanäle in die Tasche greifen, wenn sie diese eher zum Aufpeppen kleiner Boxen-Sets empfehlenswerte Raumklang-Lösung zum Einsatz bringen wollen.
Was Networking betrifft, sind beide Kontrahenten auf der Höhe der Zeit: Sowohl der Receiver als auch die Kombi ermöglichen den Anschluss an einen Router via Ethernet-Kabel. Dann stehen Internet-Radio, Audio-Streaming und Fernbedienung über Smartphones mit den kostenlosen Programmen AV Controller (Yamaha) und Wizz App (Marantz) zur Verfügung.
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Wer Musik von seinem Handy drahtlos ins Netzwerk streamen und über den Receiver hören möchte, kann bei der AV 7005 über ein kostenpflichtiges Upgrade auf den AirPlay-Standard zurückgreifen. Yamaha geht einen eigenen Weg und hat in seine App eine proprietäre Streaming-Lösung integriert, die eine höhere Auflösung ermöglicht.
Wer die Steuerung seines AV-Systems nicht einer App übertragen will, findet in beiden Fällen ordentliche Systemfernbedienungen mit kleinen Displays.
Marantz: Im Hörtest vorne
Im Hörtest musste sich das Marantz-Gespann an fünf B&W 801-Boxen beweisen. Dabei legte es eine ungestüme Spielfreude an den Tag. Impulse kamen trocken und intensiv aus dem Nichts, unabhängig davon, ob es um Special Effects in Surround-Filmen oder um dynamikreiche Musik in Stereo ging.
Es spielte auch keine Rolle, ob eine Bombe hochging, eine Bassdrum am unteren Ende der Frequenzskala oder Pistolenschüsse und Hi-Hats an deren oberen Ende die Ohren strapazierten. Stimmen besaßen Flair - sowohl im Zwei-als auch im Mehrkanal-Betrieb. Sehr schön ließ sich die Klangfarbentreue mit dem Album Night of Hunters von Tori Amos erleben.
Für sich genommen und im Kreise seiner Receiver-Kollegen wirkte der Yamaha sehr neutral, trocken und ausgewogen. Im direkten Vergleich mit der noch aufwendigeren Vor- und Endstufen-Kombination schien er mitunter fast schönfärberisch zu Werke zu gehen und die Musik mit einem hauchdünnen Zuckerguss zu überziehen - Eigenschaften, die einem gewöhnlich nicht zu Yamaha einfallen. Der Receiver betonte bei Drums oder gezupften Bässen eher den Oberbass.
Das Marantz-Team blieb in diesem Bereich eher schlank und zeigte ganz unten unnachgiebige Härte. Der Sound des THX-Trailers vor einigen Surround-Scheiben ließ sich deutlich im Zwerchfell spüren. Die aufwendige Kombi-Lösung steigert die Intensität und Authentizität. Damit macht sich die Mehrausgabe zumindest im Klang bezahlt.
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