Besuchertest live auf der IFA

Flat oder Curved - TV-Formate im Vergleich

17.10.2014 von Roland Seibt

Besucher der IFA konnten bei video an einem Direktvergleich der TV-Formate "Flat oder Curved" teilnehmen. Wir wollten wissen: Handelt es sich um ein Designphänomen oder ist ein Qualitätsunterschied wahrnehmbar?

ca. 8:10 Min
Vergleich
VG Wort Pixel
Curved-TV
Flat oder Curved: TV-Formate Besuchertest auf der IFA
© Sebastian Glowinski

Gewölbte Fernseher sind ein Trendthema, das uns schon beschäftigt, seit die ersten OLED-Displays ihre ultraflache Form in die dritte Dimension erweitert haben. Damals galten Curved TVs als extravagantes und unbezahlbares Technik-Highlight, doch mittlerweile werden auch LCD-Schirme gebogen und mit nur geringem Aufpreis angeboten.

Vorreiter ist der Hersteller Samsung, der mehr Modelle hingebogen bekommt als jeder andere und diese mit aller Marktmacht an den Mann bringen will.

Doch was ist dran am Hype um die kurvigen Fernseher? Nur ein Design-Akzent oder gar ein Qualitätsvorteil für die Bildwiedergabe und das TV-Erlebnis? Es gibt viele Theorien und Argumente: sowohl von den Befürwortern als auch von den Gegnern des neuen Formfaktors.

Durch viele Tests haben wir in unserem Labor eine positive Meinung zur Technik gewonnen. Objektive Messungen von Blickwinkel, Helligkeitsverteilung und Verzerrungen sprechen eine klare Sprache, doch psychovisuelle Effekte könnten eine andere Sichtweise zum Phänomen "Curved" nahelegen. So kommt es eigentlich allein darauf an, was der potenzielle Kunde beim Betrachten eines gekrümmten Fernsehgerätes empfindet, nicht was der Fachmann meint.

Um mehr darüber zu erfahren, wie Curved TVs beim Volk ankommen, hat video in Kooperation mit Samsung auf der Funkausstellung einen Verbrauchertest durchgeführt und beide Display-Arten direkt gegenübergestellt. Besucher der IFA sind ja an technischen Themen interessiert und sollten detailliertere Aussagen treffen können als zufällig ausgewählte Personen in einer beliebigen Fußgängerzone.

Die Kontrahenten


Samsung UE65HU7200 und Samsung UE65HU7590 im Vergleich
Samsung UE65HU7200 und Samsung UE65HU7590 im Vergleich
© Samsung

Samsung UE65HU7200

Bis dato blieben bei Samsung die gewölbten Displays den 8000er- und 9000er-Serien vorbehalten. Jetzt kommen auch Geräte der Serien 7200 und 7100 in 65 sowie 55 Zoll auf den Markt. Bei einer knallhart kalkulierten Preisempfehlung von 3350 Euro bietet der UE65HU7200 fast alles, was das Ultra-HD-Herz begehrt (wie UHD@ 60 Hz, HEVC, Evolution-Kit, HDCP 2.2 und 163 cm Bild). Er war somit ideal für unseren Direktvergleich. Nur 3D fehlt.

Samsung UE65HU7590

Sein Display ist flach, doch der UE65HU7590 besitzt andere Vorzüge. Sein schnelleres Panel wird mit CMR (Clear Motion Rate) 1000 Hz statt 800 Hz angesteuert und erlaubt die 3D-Wiedergabe über mitgelieferte Shutterbrillen. Samsung setzt auf Doppel-Tuner statt der Single-Version des 7200ers und bietet damit komfortable Aufnahmefunktionen. Gestensteuerung und Gesichtserkennung sind mit einer optionalen Kamera möglich. Der unverbindliche Verkaufspreis liegt bei 4500 Euro.

So wurde getestet

Für unseren Verbrauchertest haben wir bei der Messe Berlin einen ruhigen Raum angemietet, der im Untergeschoss des Übergangs zwischen den Hallen 6 und 7 lag. Dort konnten sich die Teilnehmer in aller Ruhe einen gebogenen und einen flachen 65-Zöller anschauen, beide mit Ultra-HD-Auflösung.

Die Aktion fand am Wochenende des 6. und 7. September statt, als das Fachpublikum vermehrt durch private Besucher ergänzt wurde. Die technisch möglichst nahe verwandten Mustergeräte (siehe dazu den Kasten auf Seite 35 unten) wurden uns von Samsung zur Verfügung gestellt, genauso wie Preise zur Verlosung (siehe Seite 39) unter allen Teilnehmern. Dass es etwas zu gewinnen gab, hat die Motivation der Probanden deutlich erhöht.

Zur Aufstellung der TV-Geräte auf die perfekte Blickhöhe lieh uns Spectral zwei sehr elegante, hochwertige Lowboards. Zugespielt haben wir Filmmaterial in Ultra-HD-Auflösung in 60 Hz von einem speziellen Samsung-Player, den wir auch im Labor verwenden. Zusätzlich spielten wir ein paar besonders kritische Test bilder (Overscan/Geometrie) auf einem Blu-ray-Player ab.

Verteilt wurden die Inhalte durch einen HDMI-Splitter von in-akustik, angeschlossen über Highspeed-Kabel von Oehlbach. Die UHD-Bildqualität beider Geräte war schon beim Aufbau betörend gut, doch wir gingen noch weiter, damit kein ungewollter Aspekt die Konzentration der Probanden auf die Unterschiede zwischen Flat und Curved stören konnte.

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TV-Formate: Flat oder Curved

Vor dem Test wurden Farbwiedergabe und Gesamthelligkeit der Displays kalibriert und die TVs präzise positioniert.

Die wichtigsten Ergebnisse

Diese Auswertung zeigt den Querschnitt aller Teilnehmer bei den entscheidenden Antworten. Für eine detailliertere Analyse können wir die Zielgruppe aufteilen nach Geschlecht, Altersgruppe, Fachbesucher, Kaufwunsch oder nach selbst eingeschätzter Tiefe der Technik-Kenntnisse.

Betrachtet man die Ergebnisse, kommt das gebogene Display insgesamt sehr gut bei den Kunden an. Dass es größer wirkt, denken 59 Prozent der Befragten. Dabei war die Diagonale des Curved TV als direkte Verbindung zwischen gegenüberliegenden Bildecken einen Zentimeter kleiner, jedenfalls wenn man den Zollstock nicht wölbt.

Beim Design waren sich die Probanden einig. Während die Mehrheit den Auftritt des Flachbildschirms für "gut" hält, bewerten genauso viele die Rundung des Curved mit "sehr gut".

Bei der Wirkung der Räumlichkeit in klassischen 2D-Filmen mussten die Zuschauer schon ganz genau hinsehen. Profis erkennen den Unterschied und setzen ihn in Relation zu den leicht verzerrten Linien beim gebogenen Panel. Auch wenn beim Test explizit auf diese Effekte hingewiesen wurde, gewinnt der Curved TV mit überwältigender Mehrheit beim Thema Wahrnehmung der Räumlichkeit.

Beim Betrachtungswinkel gehen die Meinungen etwas auseinander. Während das Verblassen des preiswerten Curved Panels leicht messbar ist, vergeben die Testteilnehmer hier mehr "sehr gut", aber auch "ausreichend" als beim Flat-TV.

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Die wichtigsten Ergebnisse

Die wichtigsten Ergebnisse

Die wichtigsten Ergebnisse

Das Design von Curved gefällt.

Maximale Objektivität

Die Auswahl der beiden Mustergeräte aus Samsungs 7000er-Serie schien optimal, doch um den Vergleich noch neutraler zu machen, haben wir die Geräte vor Ort nachkalibriert. So erhielten sie eine dem Standard entsprechende Farbtemperatur von 6500 Kelvin, normgerechte Farbräume und Gammafunktionen. Und sie wurden mit 150 cd Leuchtdichte auch noch gleich hell eingestellt. Um eventuelle Auswirkungen dadurch, dass ein Gerät rechts und das andere links stand, auszuräumen, haben wir den Aufbau am zweiten Tag sogar umgedreht.

Selbst beim vorgeführten Filmmaterial haben wir darauf geachtet, dass räumlich tiefe Landschaftsaufnahmen sich mit flacheren Motiven abwechseln, die gerade Linien und geometrische Formen beinhalten. So etwas könnte immerhin verzerrt erscheinen. Anders als auf den hier abgedruckten Fotos zu sehen wurde in der vorderen Hälfte des Raums das Licht ausgeschaltet, um eine möglichst wohnzimmerähnliche Situation zu schaffen. Nun konnten die Testläufe beginnen.

Die IFA-Besucher wurden in kleinen Gruppen von vier bis acht Leuten in den Testraum geführt und bekamen Fragebögen ausgehändigt sowie eine präzise Einweisung, worum es bei dem Vergleich geht. Sie erfuhren, welche Vorteile Flat und Curved theoretisch bieten und worauf bei der Sichtprüfung und der Beantwortung der Fragen zu achten ist.

Dabei haben wir Fragen und Kommentare so neutral wie möglich formuliert und spontane Äußerungen von Teilnehmern unterbunden. Zwischenrufe wie "Der ist viel schärfer, aber der Blickwinkel geht ja gar nicht..." hätten die anderen Probanden beeinflusst. Und wer beim Nachbarn abschrieb, wurde ermahnt. So konnten sich die Teilnehmer auf Bildwirkung und Design konzentrieren, um detailliert Blickwinkel, Größeneindruck, Bildtiefe, Spiegelungen, Farbverfälschungen, Randschärfe und Kontrasteindruck zu bewerten.

Flat oder Curved? Der große Verbrauchertest

Quelle: video
3:15 min

Nachdem alle Teilnehmer eines Testlaufs ihre Bögen ausgefüllt hatten, kam es zu Diskussionen, die auch für uns video-Redakteure meist sehr ergiebig waren. Wann haben wir schon einmal die Möglichkeit, mit interessierten Menschen zu sprechen, die (noch) keine video-Leser sind? Viele Probanden bewiesen ein hervorragendes Auge für Bilddetails und konnten Effekte, die sie wahrgenommen haben, gut beschreiben.

Als besonders interessant in Erinnerung geblieben ist uns der Gedankenaustausch mit einer Psychologin und einem Fotografen. Erstere erklärte uns die Adaption des Gehirns auf neuartige Sehgewohnheiten (man nimmt schnell die mit dem Panel gebogenen Linien nicht mehr als krumm wahr, sondern als räumlich), wies aber auf die anfänglichen Anstrengungen dabei hin.

Mit dem Fotografen sprachen wir über geometrische Verzerrungen von Objektiven, theoretische Schärfegewinne in den Display-Ecken und die unterschiedlich wahrgenommene Bildtiefe, die bei den von uns vorgeführten UHD-Filmen nicht auf gezielte Unschärfen von weit entfernten Objekten zurückzuführen ist.

Ein kleiner Film in unserem YouTube-Channel (siehe Seite 36 unten links) zeigt mehr über Konzept, Aufbau und Vorgehensweise beim Verbrauchertest. Dort finden Sie auch einige Aussagen von Teilnehmern.

Das Thema Curved gegen Flat fand auch das ARD Mittagsmagazin interessant. Also besuchte uns ein weiteres Kamerateam, das den Vergleich filmte und dem wir Fragen zu Ultra HD und zur Display-Rundung beantworteten. Gesendet wurde der Beitrag am 8.9.14. Interessenten finden ihn in der ARD Mediathek, wenn sie im Suchfeld "Neueste Fernseher" eingeben.

Der Gewinner

Multiroom-Audioanlage von Samsung
Als ersten Preis stiftete Samsung eine Multiroom-Audioanlage, bestehend aus zwei Stereo-Netzwerk-Lautsprechern WAM750 und einer Bridge WAM250. Der Gesamtwert liegt bei 850 Euro.
© Samsung

video bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmern des Verbrauchertests. Als kleinen Anreiz zum Mitmachen hatte unser Kooperationspartner Samsung ein Multiroom-Audiosystem zur Verlosung bereitgestellt. Die Stereo-Lautsprecher WAM750 können vertikal oder horizontal betrieben werden und ändern dabei ihre Betriebsart. Sie koppeln sich via Nahfeld-Kommunikation (NFC) an eine Bluetooth-Quelle oder streamen Musik via WLAN-Netzwerk. So bringen die eleganten Boxen, die sich auch kabellos als Surround-Erweiterung von Top-Samsung-TVs einsetzen lassen, Musik ins ganze Haus.

1. Preis: Samsung-Multiroom-Anlage  (Karlheinz Kohout, Berlin)

2. - 11. Preis: video-Jahresabos  (Mirco Bührig, Thomas Kamphuis, Stefanie Marth, Gerhard Meier, Christian Staats, Jürgen Dahms, Silke Lundbeck, Julian Mätzig, Nils Schulz, Birgit Wachowski)

Jahres-Abonnemonts von video
Der zweite bis elfte Preis: Jahres-Abonnements von video
© Sebastian Glowinski

Das Ergebnis überrascht

Es war unser Ziel, mindestens 100 Menschen zu befragen, denn Erhebungen mit einer kleineren Stichprobe sind nicht sinnvoll. Dieses Ziel hatten wir am Mittag des zweiten Tages schon locker erreicht. Bei der Ansprache der Messebesucher stellte sich heraus, dass vor allem ältere Besucher und Fachpublikum ihren Messetag knallhart durchkalkuliert haben. Die fünfzehn Minuten für diesen überaus interessanten Test wollte längst nicht jeder erübrigen, obwohl es etwas Hochwertiges zu gewinnen gab.

Insgesamt plant gut ein Drittel der Teilnehmer einen TV-Kauf innerhalb des nächsten Jahres, und bei 79 Prozent aller Befragten dürfte es gerne ein gekrümmtes Display sein. Jedoch würden nur 37 Prozent der Befragten dafür mehr Geld ausgeben.

Die größte Überraschung des Verbrauchertests teilten wir den Probanden erst mit, nachdem sie den Fragebogen ausgefüllt hatten. Sie bestand darin, dass der gekrümmte Fernseher im Test erheblich preiswerter war als der flache, der rein technisch gesehen einen besseren Kontrast, Schwarzwert und Blickwinkel bietet.

Fazit

Der eindeutige Sieger unserer Studie heißt Curved - obwohl die Fachleute bemerkt hatten, dass der teurere Flat-Fernseher ein objektiv besseres Bild bot. Das Design der gebogenen Fernsehgeräte kam bei allen Besuchern sehr gut an, und den schlechteren Blickwinkel des in diesem Falle preiswerteren Panels haben nur ganz wenige Probanden bemerkt.

Dass eine insgesamt bessere Räumlichkeit im Bild geboten wird - eine Aussage, über die sich die Experten immerhin kräftig streiten -, wird von den meisten Teilnehmern dieser Verbraucherstudie jedenfalls ganz eindeutig als positive Eigenschaft wahrgenommen.

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