Sat-Signal

Sat over IP: Server und Receiver im Test

9.10.2013 von Reinhard Otter

Geniale Idee: Sat over IP verteilt Digital-TV übers Datennetz an Empfangsboxen, Apps und andere Empfänger. Ein Jahr nach dem Start steht der erste echte Test an.

ca. 5:20 Min
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Sat-IP-Server im Test

Sat-IP-Receiver im Test


So schnell fasst selten eine Technologie Fuß: Auf der ANGA COM 2012 wurde Sat over IP (auch Sat-IP genannt) erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Damit werden digitale Satellitenkanäle nicht mehr über Koaxkabel an einzelne Empfangsboxen verteilt. Stattdessen werden die Empfangsaufgaben aufgeteilt.

Der Sat-IP-Server - meist direkt an der Sat-Schüssel oder am Multischalter installiert - empfängt die hochfrequenten Antennensignale und filtert daraus auf Anforderung einen oder mehrere verschiedene TV-Kanäle heraus. Die schickt er über das Datennetzwerk an seine Spielpartner: einen oder mehrere Sat-IP-Receiver. Solche Receiver sind ebenfalls per Netzwerkkabel, Powerline oder WLAN mit dem Heimnetzwerk verbunden, nehmen darüber Kontakt mit dem Sat-IP-Server auf und empfangen die dort angeforderten Digital-TV-Kanäle. Die Daten einzelner Kanäle werden also im Server extrahiert, die Entschlüsselung der Bild-, Ton- und Zusatzinformationen erfolgt dagegen im Sat-IP-Receiver.

Für den TV-Zuschauer macht die Arbeitsteilung kaum einen Unterschied, sieht man einmal davon ab, dass so nicht mehr nur spezielle Sat-Receiver Digitalfern sehen empfangen und aufnehmen können. Das ist die eigentliche Revolution der Sat-IP-Technik: Neben speziellen DVB-S-Boxen macht der zentrale Empfangs-Server eben auch den PC, Smartphones und Tablets sowie viele handelsübliche Netzwerk-Player zu TV-Empfängern.

Praxis: Sat-to-IP - Satelliten-Fernsehen per Netzwerk

Die Server verteilen dabei mehrere TV-Kanäle parallel über das Netzwerk, sodass mit einer Leitung zwei, vier oder gar acht Sat- IP-Empfänger unabhängig voneinander TV-Sendungen zeigen können - sofern das Netzwerk genügend Übertragungsbandbreite bietet.

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Devolo dLAN TV Sat Multituner

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Sat-IP-Server und -Receiver

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Mehrfach-Server im Einsatz

 Bislang erschienen in video immer wieder Praxistests, die alle Vorzüge und auch die eine oder andere Kinderkrankheit der Sat-IP-Technik aufzeigten. Auf unsere Hinweise haben die Hersteller vielfach reagiert und die Funktionen ihrer Geräte erweitert oder optimiert. So konnte nach knapp einem Jahr Eingewöhnung der erste Labortest stattfinden. Derzeit sind drei Server-Typen zu haben, die wir in diesem Test zusammen mit ihren zugehörigen Sat-IP-Receivern und den anderen verfügbaren Empfangslösungen geprüft haben:

  • Der erste Sat-IP-Server ist der Digibit R1 von Telestar. Das Gerät stammt aus der Entwicklung des luxemburgischen Herstellers Inverto und wird außer von Telestar auch von TechniSat und GSS (Grundig Sat Systeme) angeboten.
  • Den zweiten Sat-IP-Server brachte Schwaiger auf den Markt. Der MS41IP stammt aus der Entwicklung von Zinwell und hat ebenfalls bauähnliche Geschwister. An diesem Test nimmt das Gerät unter der Bezeichnung TSS 400 von Triax teil. Demnächst soll dieser Server-Typ auch als Kathrein XIP 414 auf den Markt kommen.
  • Der neueste Sat-IP-Server heißt dLAN TV Sat Multituner, stammt von Devolo und ist derzeit einzigartig: Der Aachener Powerline-Spezialist hat sein bekanntes dLAN-TV-Netzwerk-Empfangssystem (getestet in video 5/12, ab Seite 58) um den neuen, Sat-IP-tauglichen Twin-TV-Server ergänzt
Während die übrigen Sat-IP-Server je vier Tuner haben, bietet das devolo-Gerät nur zwei Empfangsteile. Dafür bringt es nicht nur einen LAN-Anschluss mit, sondern in seinem Gehäuse ist auch ein schneller Powerline-Adapter eingebaut, der sich als einziger Server im Test ganz ohne Netzwerkkabel ins Datennetz einbinden lässt.

Austauschbare Empfänger

Zu jedem Server gibt es passende Sat- IP-Empfangsboxen vom selben Hersteller. Devolo bietet sein dLAN TV SAT System als Komplettpaket an, bestehend aus Server, Receiver und einem Powerline-Adapter. Da Server und Clients (so der Fachbegriff für Netzwerk-Empfänger) aber unabhängig voneinander arbeiten und innerhalb des Sat-IP-Systems auch beliebig austauschbar sein sollten, haben wir die Komponenten getrennt voneinander getestet.

Praxis: Apps fürs Video-Streaming

Auch unter den Sat-IP-Receivern gibt es bauähnliche Geräte. Schwaiger und Telestar etwa brachten Ende 2012 zwei Geräte mit weitgehend identischen Funktionen und Menüs auf den Markt: den Schwaiger DSR 41 IP und den Digibit B1 von Telestar. Letzterer vertritt die Sat-IP-Erstlinge im Test.

Von Schwaiger gibt es inzwischen auch eine kompaktere Alternative: die Android-TV-Box DSR 51 IP, die man direkt in die HDMI-Buchse des TV-Geräts stecken und so weitgehend im Verborgenen betreiben kann. Der Mini-Client bietet neben dem TV-Empfang auch fast alle Funktionen eines Android-Smartphones und erlaubt die Installation von Apps aus dem Google play Store.

Für den Sat-IP-TV-Alltag gibt es aber bessere Lösungen. Devolo ergänzt den Test um seinen dLAN-TV-Empfänger. Der ist aufs klassische Fernsehen ausgerichtet und bietet sogar einen CI+-Einschub, mit dem er als bislang einziges Sat-IP-Gerät Pay- TV-Sender von Sky und aus dem HD+- Programmangebot entschlüsselt.

 Der Sat-IP-Receiver IP 100 von Triax ist nur für Free-TV-Empfang ausgelegt, bietet dabei aber zumindest das gleiche umfangreiche Smart-TV- Angebot wie andere Hybrid-Receiver des Herstellers. Die Boxen von Triax und devolo unterstützen zudem die Sender-Online-Angebote, die per HbbTV via Internet aufrufbar sind.

Nicht im Vergleichstest vertreten, aber wichtige Bestandteile des Systems sind die Empfangs-Apps, die Sat-IP-Programme auf Smartphones und Tablet-PCs holen.

Praxis: Drahtlose Übertragung mit NFC, Miracast & Co.

In der Praxis funktioniert der Sat-IP-Empfang tatsächlich prima - solange man gute Empfangsgeräte nutzt und in Kauf nimmt, dass etwa der Kanalwechsel etwas länger dauert. Das ist kaum zu ändern: Zwei Geräte sind daran beteiligt, die sich per Netzwerk abstimmen müssen.

Noch viel mehr Optionen

Den dLAN Sat TV von devolo gab es schon vor Sat over IP, ebenso wie dasNetzwerk-Tuner-System Eye-TV von Elgato und diverse TV-Streaming-Techniken anderer Hersteller. Doch mit der einheitlichen Sat-IP-Technik wird das Ganze universell einsetzbar und bietet damit noch viel mehr als die bisherigen Geräte und Anwendungen.

Auf der ANGA COM 2013 waren weitere Sat-IP-Geräte zu sehen: von billigen Digital-TV-Receivern mit Sat- IP-Serverf-Funktion von smart bis zu hochwertigen HD-Receivern wie dem Kathrein UFS-924, der künftig neben dem Koax-Empfang auch Sat-IP bieten soll. Dann lassen sich mit den eigenen Tunern zwei Sendungen empfangen - plus eine weitere via Sat-IP.

Sat-IP-App
Auf Tablets bietet die Sat-IP-App eine Senderliste, mit der sich schnell umschalten lässt.
© Hersteller/Archiv

Sat-IP per App

Mit speziellen Sat-IP-Receivern klappt der Empfang gut, aber so richtig Spaß macht Fernsehen via Netzwerk erst, wenn man den Tablet-PC oder das Smartphone zum Digital-Receiver adelt.

Das klappt mit der Sat-IP-App von Elgato, die für 89 Cent für Apple- Geräte und für 99 Cent für Android- Tablets und -Smartphones zu haben ist. Sie holt alle SD-Kanäle der angepeilten Satelliten aufs Mobilgerät, zeigt den Videotext dazu und bietet einen grafisch gestalteten EPG. Die Apps können laufende Sendungen zudem pausieren oder dauerhaft aufnehmen, sofern das Mobilgerät genügend freien Speicherplatz bietet. Die Voraussetzung für ruckelfreien Empfang ist eine sichere, schnelle WLAN-Anbindung des Mobilgeräts.

Fazit

Sat over IP ermöglicht vieles, das bisher nur mit proprietären Funktionen einzelnerHersteller funktionierte. Das System läuft in gut ausgebauten Netzwerken prima. Das bedeutet umgekehrt, dass ein überlastetes Funk- oder Powerline-Netzwerk dem Sat-IP-Empfang aber auch schnell den Garaus machen kann. Das Heimnetzwerk hat viele Aufgaben und ist kein ultra-zuverlässiges Koax-Kabel. Derzeit ist Sat over IP deshalb eine tolle Ergänzung, aber noch kein voller Ersatz für den normalen digitalenSat-Empfang.

Standpunkt Reinhard Otter

Die Sat-IP-Technik steht ganz am Anfang, und niemand kann genau sagen, wie und in welchen Geräten sie künftig zum Einsatz kommen könnte. Vor allem bei den Receivern hakt es derzeit teils noch. Ganz anders mit iPad oder Android-Tablets: Sat-IP macht die Mobilgeräte zu vollwertigen Zweit-TVs. Doch installiert man fürs Tablet-TV zu Hause einen Netzwerk-Server mit Multi-Tuner? Ich glaube eher, dass Sat-IP-Server künftig in Sat-Receivern eingebaut werden. Oder dass Sat-IP eine Art Edel-Multi-Room-Fernsehen wird. Dafür müssten die Empfangsboxen aber zuverlässiger und hochwertiger werden.

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