Hybrid-Receiver
Nanoxx Omega HD+ und Wisi Or 188 HDTV im Test
Satelliten-TV ist im Wandel. Gab es früher nur reine Empfänger, die Bild und Ton zum Fernseher transportierten, mutieren die heutigen Geräte zu wahren Alleskönnern. Wir haben uns zwei Hybrid-Receiver näher angeschaut.
Als im Jahre 1957 die damalige UdSSR mit Sputnik den ersten Satelliten in den Weltraum schoss, konnte noch keiner ahnen, welchen Siegeszug die Satellitentechnik nehmen würde. Zunächst für rein militärische Aufgaben gedacht, sorgen mittlerweile die Satelliten nicht nur für umfangreiche Übertragung von Telefon- und TV-Signalen. Bis dahin war es aber ein weiter Weg.
Es ist noch gar nicht so lange her, als die Satelliten-Receiver reine Empfänger waren. Einschalten und TV genießen war die Devise. Sonst konnten sie nicht viel. Schön war es, wenn bereits eine Festplatte eingebaut war, auf der man Sendungen aufnehmen konnte. Damit wurde man unabhängig vom TV-Programm. Solche Geräte gibt es immer noch, aber die modernen Zeiten bieten mehr - viel mehr.
Heutzutage sind die Sat-Receiver smart. Sie empfangen nicht nur Satellitensignale, sondern binden sich ins heimische Netzwerk ein, öffnen das Tor zum Internet und bieten mehr Komfort beim TV-Konsum. Mit dem NanoXX Omega HD+ und dem Wisi Or 188 HDTV sind zwei neue Receiver bei uns im Labor angekommen, die mehr Flexibilität, bessere Bedienung und eben die Anbindung ans große weite Netz versprechen.
Ab ins Netz
Apples iPhone und Android-gesteuerte Smartphones machen es vor - die optimale Anbindung ans Internet. Warum eigentlich nicht auch der Sat-Receiver? Die TV-Hersteller haben bereits die Zukunft entdeckt und statten ihre Fernsehgeräte mit sogenannten Apps aus, die wie Kacheln auf dem Bildschirm erscheinen und per Klick den Weg zu den verschiedenen Internet-Angeboten freigeben. Die beiden von uns getesteten Sat-Receiver gehen dabei unterschiedliche Wege.
Kaufberatung: Smart-TV-Portale im Test
Der NanoXX Omega präsentiert sich auf den ersten Blick spartanisch. Es gibt nur den Zugang zu YouTube, Google und Facebook. Dafür ist ein Web-Browser vorhanden, der freies Surfen im Internet erlaubt - das bieten nur wenige Geräte. Beim NanoXX-Receiver ist man daher nicht auf das eingebaute Angebot beschränkt, sondern kann jede Seite im Internet auf den TV-Schirm holen.
Schön wäre es, wenn man dazu auch eine Tastatur hätte, mit der sich die Internet-Adressen einfacher und schneller eingeben ließen als mit der Zifferntastatur der Fernbedienung. Jedenfalls erlaubt die USB-Schnittstelle den Anschluss einer Funktastatur-Maus-Kombination, die das Manko beseitigt.
Ein weiterer Clou des NanoXX Omega ist die sogenannte Facebook Notification: Gehen während des Fernsehens neue Nachrichten ein, erscheint automatisch ein Facebook-Logo auf dem TV-Bildschirm. Per Klick auf die Zoom-Taste der Fernbedienung werden Benachrichtigungen in einem Pop-up-Fenster während des TV-Betriebs angezeigt. Ein weiterer Knopfdruck öffnet dann die eigene Facebook-Seite. Internet-Surfen auf der Couch wird hiermit zum Vergnügen.
Der Wisi-Receiver geht den herkömmlichen Smart-TV-Weg und bietet eingebettete Apps an. So gelangt man schnell per Klick zum gewünschten Inhalt im Web wie beispielsweise den Mediatheken der einzelnen Sender. Um die Übersicht nicht zu verlieren, sind die Apps nach Genres sortiert wie News, Sport oder Entertainment. Die Apps sind zwar vielfältig, aber viele davon nicht für den deutschsprachigen Raum konzipiert.
Auch der Wisi OR 188 besitzt einen Web-Browser für freies Surfen. Dabei kommt die doppelseitige Fernbedienung zum Einsatz. Deren Rückseite überrascht mit einer vollständigen QWERTZ-Tastatur für die komfortable Texteingabe. Was dem NanoXX fehlt, kann der OR 188 bieten: HbbTV für multimedialen Mehrwert per Internet. Ein Druck auf die rote Taste der Fernbedienung genügt, um den modernen Videotext zu starten.
Die inneren Werte
Wenn am Samstagabend im ZDF "Wetten, dass...?" mit Markus Lanz läuft und gleichzeitig auf RTL Das Supertalent, mit Dieter Bohlen und man beides sehen will, sind doppelter Empfang und ein persönlicher Videorekorder (PVR) unerlässlich. Ein Doppel-Tuner empfängt zwei identische Sat-Signale.
Voraussetzung dafür ist allerdings ein entsprechender Doppel- oder Twin-LNB (Low Noise Block) an der Sat-Schüssel. Zudem sollte der Receiver PVR-fähig sein. Entweder ist eine Festplatte zum Aufnehmen eingebaut, oder es lässt sich ein externes Speichermedium per USB anschließen.
Beide Receiver, der NanoXX und der Wisi, können mit dieser Funktion aufwarten. Der NanoXX bietet dafür sogar eine eSATA-Schnittstelle an, die intern und extern zur Verfügung steht. Das heißt, im Receiver lässt sich eine Festplatte verbauen, sodass keine zusätzliche Hardware Platz im Regal einnimmt.
Kaufberatung: Drei SAT-Receiver im Vergleich
Beide Geräte beherrschen zeitversetztes Fernsehen (Timeshift). Aufnahmen lassen sich über den elektronischen Programmführer (EPG) programmieren. Allerdings schaltet der Wisi den Timer ab, wenn man sich im Internet-Portal befindet, sodass dann keine Aufnahme zustandekommt.
Der umgekehrte Weg ist ebenfalls nicht möglich: Das Web-Portal lässt sich nicht starten, während das Gerät aufzeichnet. Der NanoXX beendet dagegen den Web-Browser und startet die Aufnahme. Aber auch bei ihm ist kein Surfen möglich, während eine Aufzeichnung läuft.
Um Lanz und Bohlen nicht zu verpassen, braucht man zusätzlich zur Aufzeichnung den Doppel-Tuner, den der NanoXX besitzt. Der Wisi verfügt sogar über drei Tuner, jeweils einen für die möglichen DVB-Standards:
- DVB-S (Satellit),
- DVB-C (Kabel)
- und DVB-T (terrestrisch).
Doch leider erlaubt der Receiver keinen parallelen Betrieb der drei Tuner. Das heißt, während man das TV-Programm etwa über Satellit empfängt und aufnimmt, kann man nicht auf Kabelempfang oder DVB-T wechseln.
Über den Sinn dieses Triple-Tuners lässt sich streiten. Jedenfalls muss man sich keinen neuen Tuner anschaffen, wenn man - etwa nach einem Umzug - die Empfangsart wechselt. Dafür überzeugt der Satelliten-Tuner. Er punktet bei der Messung der Empfindlichkeit und liegt mit 21 dBµV über dem Referenzwert, sodass er nun in diesem Bereich die neue Referenz für unsere Tests darstellt.
Beide Receiver lassen sich relativ schnell aufbauen und installieren. Um die lästige und zum Teil auch lang dauernde Sendersuche zu umgehen, stehen vorgefertigte Senderlisten parat.
Anschlüsse und mehr
Bei den Anschlüssen hat der NanoXX die Nase vorn, wohingegen der Wisi zumindest eine USB-Schnittstelle mehr vertragen könnte. Er besitzt nur eine an der Rückseite. Wenn dort eine externe Festplatte angeschlossen ist, bleibt kein Platz mehr für einen USB-Stick, den man braucht, um Fotos und/oder Musik zum Fernseher zu transportieren.
Noch problematischer wird es, wenn man den USB-Port für einen WLAN-Stick verwendet, der den drahtlosen Zugang zum Netz erlaubt. Dann hat man zwar Verbindung zum Internet, aber keine Festplatte mehr. Dann ist Umstöpseln angesagt. Da die USB-Schnittstelle beim Wisi-Receiver an der Rückseite platziert ist, wird es zusätzlich schwierig, wenn das Gerät fest im Regal verankert steht.
Beim NanoXX sieht es mit der USB-Bestückung besser aus: Zwei Ports befinden sich an der Rückseite und eine unter der Frontklappe.
Beide Receiver sind für CI-Plus-Module vorbereitet. Beim Wisi OR 188 ist nur ein Schacht vorhanden, während der NanoXX gleich zwei besitzt. Somit lässt sich mit entsprechenden Modulen Pay-TV ins Wohnzimmer holen.
Fazit
Den Zugang zum Internet beherrschen beide Receiver sehr gut. Beide Geräte besitzen einen integrierten Web-Browser, der freies Surfen im Netz erlaubt. Beim Wisi ist die Fernbedienung zweiseitig nutzbar: Sie enthält eine Tastatur auf der Rückseite. Allerdings müssen bei den Anschlüssen Abstriche gemacht werden. Der NanoXX verfügt über mehr Anschlüsse, ist aber dafür teurer.
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