Testbericht

Panasonic PT-AT5000 im Test

30.12.2011 von Raphael Vogt und Roland Seibt

Panasonics aktueller Projektor mit vollständig neu entwickelter Basis versucht, alte Tugenden und Fähigkeiten seiner Vorgänger mit modernster 3D-Projektion zu verknüpfen. Wie gut gelingt den japanischen Ingenieuren dieser Geniestreich?

ca. 6:35 Min

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Panasonic PT-AT5000, beamer, 3d
Panasonic PT-AT5000, beamer, 3d
© Hersteller/Archiv

Pro

  • 3D-Darstellung
  • 3D-Brillen von Panasonic-TVs nutzbar
  • Lens Memory
  • leise
  • Frame Creation

Contra

  • De-Interlacer bei PAL
  • kein Auto-Lip-Sync
  • etwas rotlastig

Es sah schon fast so aus, als zöge sich Panasonic aus dem Geschäft mit Heimkino-Projektoren zurück. Gut ein Jahrzehnt lang stellten die Japaner jährlich ein, manchmal auch zwei neue Modelle vor. Stets brachten sie dabei irgendwelche cleveren Innovationen mit und demonstrierten damit, dass sie vorne mitspielen wollen.

Dazu kommt, dass Panasonic außer den LCD-Panels, die sie beim Marktführer Epson als OEM einkauften, praktisch alle entscheidenden Baugruppen selbst entwickelt und hergestellt hat: vom Signal Processing bis zum Objektiv. Doch seit 2009 stockte es.

Der Panasonic PT-AE4000 war der letzte Full-HD-Projektor einer langen und erfolgreichen Serie. Zwei Jahre lang wurde das Modell nun unverändert verkauft, und es gab lange nicht einmal eine vage Ankündigung, dass etwas Neues am Horizont erscheinen würde.

Panasonic Hollywood Laboratory

Doch im vergangenen Sommer erfuhr die VHV-Redaktion plötzlich, dass es im Panasonic Hollywood Laboratoy (PHL) eine Neuvorstellung geben soll. Und das PHL ist nicht nur ein Marketing-Gag. Hier wurden maßgebliche Entwicklungen für die Standardisierung der Blu-ray entwickelt und es war eine Zeit lang das erste und einzige Authoring-Studio, das 3D-Blu-rays erstellen konnte.

Im großen 3D-Referenzkino des PHL, wo schon James Cameron Platz nahm, um die 3D-Blu-ray von Avatar abzusegnen, saß im Juli eine Gruppe ausgesuchter Journalisten aus aller Welt und ließ sich den lange ersehnten Projektor demonstrieren. PT-AT5000 heißt er in Europa und basiert auf einer vollständig neu entwickelten Light Engine und einem komplett neuen Chassis.

Natürlich beherrscht er auch 3D. Er folgt wie praktisch alle aktuellen und bezahlbaren Beamer der Shuttertechnik mit LCD-Brillen. Panasonic verwendet die gleichen Brillen wie bei den hauseigenen Fernsehern. Wer also schon einen solchen besitzt und ein paar passende "Nasenfahrräder" besorgt hat, der kann diese nun auch im Heimkino verwenden und dadurch ein paar Hundert Euro sparen.

Panasonic PT-AT5000: Aufbau

Schon am Gehäuse kann man leicht erkennen, dass der Neue mit seinen Vorgängern nur noch wenig gemein hat. Das Gehäuse folgt nun nicht mehr dem kubistischen Industriedesign, sondern lehnt sich mehr an Profigeräte an. Das Objektiv wanderte an die linke Seite.

Im Inneren werkelt eine vollständig neue Light Engine, wie Profis die eigentliche Projektionseinheit nennen. Der Kern der neuen Engine sind Epsons neueste und bislang schnellste Full-HD LCD-Panels der Generation D9. Sie lassen sich mit sagenhaften 480 Hertz ansteuern.

Bei all der Neuentwicklung haben die Ingenieure versucht, die innovativen Features der bisherigen Projektoren beizubehalten und - sofern möglich - noch weiterzuentwickeln.

Das beginnt bei der Smooth-Screen-Technik, mit der die Pixel der LCDs optisch minimal so weit vergrößert werden, dass sie die dunklen Zwischenräume verdecken, was zu einer angenehm flächigen und demzufolge sehr analogen Darstellung führt. Dabei verschwindet das Fliegengittermuster auf der Leinwand.

Bildergalerie

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Galerie

Panasonic PT-AT5000

Unter der Abdeckung, neben dem elektrisch per Fernbedienung in Zoom und Fokus verstellbaren Objektiv, befindet sich der Joystick für den manuell…

Panasonic PT-AT5000: Lens-Memory-Objektiv

Für echte Kinofans stellt das Lens Memory genannte Objektiv eine geniale Erfindung dar, auf die man, hat man sie einmal genossen, nicht mehr verzichten möchte. Die echten Hardcore-Heimkino-Fans verwenden eine Leinwand im CinemaScope-Format, in dem mehr als die Hälfte aller Hollywood-Filme gedreht werden.

Bislang ließen sich diese Breitwand-Projektionen aber nur mit viel Geld oder großem Fleiß passend beleuchten, denn entweder musste man jedes Mal manuell Zoom, Fokus und Projektionswinkel einstellen oder eine anamorphotische Vorsatzlinse verwenden, die mit Antrieb mehr kosten kann als der ganze Projektor.

Panasonic löste vor ein paar Jahren als erster Hersteller das Problem: durch das Lens-Memory-Objektiv, das verschiedene Einstellungen immer wieder findet. Mit diesem automatisiert sich die Breitwand-Formatumschaltung quasi gratis. Über Schaltsignale ist sogar eine vollständige Automatisierung für einen Leinwand-Cache möglich. Diese werden durch Erkennen der schwarzen Balken im CinemaScope-Film ausgelöst - sehr high-endig.

Auch Panasonics eigene Zwischenbildberechnung namens Frame Creation ist wieder mit an Bord. Dank eines neuen Signalprozessorchips mit zwei Prozessorkernen funktionieren die angepassten Algorithmen nicht nur mit den schnellen 480-Hertz-Panels, sondern sogar während der 3D-Darstellung. Im Gegensatz zu den Bildvermehrern anderer Hersteller funktioniert die Panasonic-Schaltung seit Anfang an auch recht artefaktarm.

Panasonic PT-AT5000: Lichtquelle

Wie weit die Produktionstiefe bei Panasonic reicht, merkt man auch an der Lichtquelle. Die Lampentechnik stammt ebenfalls aus eigenem Haus. Für die vorletzte Generation begannen die Japaner damit recht mutig, den Druck im Lampenbrenner von den üblichen 250 Bar auf bis zu 280 Bar zu steigern.

LED vs. 4K: High-End-Beamer im Test

Daraus ergibt sich ein homogeneres Farbspektrum, das vor allem mehr Rot beinhaltet, was wichtig ist, denn dieser langwellige Anteil zeigt sich sonst bei Projektorlampen als unterbelichtet und damit als größte Bremse für die maximale Helligkeit bei ausgewogenen Farben. So nutzt auch der PT-AT5000 wieder eine "Red-Rich"-Lampe mit verbreitertem Spektrum.

Panasonic PT-AT5000: Einrichtung

Als clevere Neuerung wird auch die Lensshift-Verstellung mittels Joystick angeboten. Dabei waren alle, die Panasonic-Projektoren aufbauen mussten, eigentlich froh, diesen mit der Einführung des PT-AE1000 endlich los zu sein, und genossen die vergleichsweise präzise Justage mit getrennten Stellrädern für horizontal und vertikal.

Nun gibt es wieder den Steuerknüppel, der vor allem um die wichtige Mittelstellung herum nicht präzise wirkt. Immerhin hat man die korrekte Einstellung gefunden, wenn sich der Hebel mittels Rändelschraube dauerhaft arretieren lässt.

An anderen Stellen haben die Entwickler weitergedacht: So besitzt der Projektor nur drei Füße und ist damit einfacher einzurichten als mit den üblichen vier.

Überhaupt gestaltete sich die Einrichtung des Projektors im Testkino, wie von Panasonic nicht anders gewohnt, leicht. Die Ausrichtung des Lensshifts geriet mit dem Joystick etwas umständlich, dafür lassen sich Fokus und Zoom bequem mit der Fernbedienung steuern: Zunächst war 16:9 an der Reihe, speichern im Lens Memory, dann 21:9, CinemaScope, Bildstand und elektronischen Cache einstellen und dann auch speichern.

Die Umschaltung geht schnell und funktioniert - soweit man das nach ein paar Tagen Testarbeit sagen kann - zuverlässig. Leider bildete das Objektiv Blau nicht so scharf ab, wie wir es erwartet hatten, und trotz neutraler, horizontaler Ausrichtung rechts nicht so scharf wie in der Mitte und links.

Ein weiteres Problem stellte das in der Regel verwendete HDMI-Kabel dar, mit dem bislang eigentlich alle Projektoren gut liefen. Doch erst ein für Projektoren schon recht kurzes 6-Meter-High-End-Kabel von Oehlbach brachte auch zuverlässig 1080p-Bilder auf die Leinwand.

Wer also ein langes Kabel benötigt, sollte das am besten mit dem Projektor testen. Ein weiterer, kleiner Fauxpas bei HDMI ist, dass der PT-AT5000 Auto-Lip-Sync nicht unterstützt. Man muss also manuell die Audioverzögerung am Verstärker einstellen.

Panasonic PT-AT5000: Bildqualität

Was den ersten Eindruck mit Testbildern angeht, sah der Beamer sehr ordentlich aus, zeigte keine Spur von Shading, projizierte allerdings ohne die Iris-Blende ein mäßiges Schwarz mit leicht aufgehellten Ecken, die aber im Film nie auffielen. Einstellen lässt sich der PT-AT5000 mit dem übersichtlichen Menü und der vorbildlichen Speicherverwaltung kinderleicht.

Die voreingestellten Bildmodi besitzen nun klarere Namen und die Vorjustage REC709, die Norm für HDTV, Blu-ray etc., passte auch schon ab Werk ziemlich gut. Für Experten mit Messgeräten lässt sich das aber noch deutlich verfeinern und die Farbbalance sowie das Gamma mittels Gamma-Equalizer richtiggehend perfektionieren.

Nicht zufrieden waren wir mit dem neuen Primär- und Sekundärfarbenmanagement, das die Farbmischung beeinflusst. Es funktionierte quasi nicht; hier sollten die Programmierer noch nachbessern. So blieben auch nach der Kalibration ein minimal erweiterter Farbraum und ein leichter Hang zu Rot bestehen, weshalb Gesichter stets etwas zu satt wirkten.

Das Signal Processing tendiert - ähnlich wie bei Sony-Projektoren - zu recht glatten, artefaktarmen Bildern mit glatter Diagonal-Interpolation. Nur das De-Interlacing von PAL erwies sich als instabil, weshalb man es besser dem Player überlassen sollte. Die Halbbilder aus 1080i-Material baute er zuverlässig zusammen.

So zeigte der zum Vergleich herangezogene JVC DLA-X3 zwar etwas mehr Detailschärfe, wirkte aber nicht plastischer. Die Tiefenwirkung des Panasonic-Bildes war verblüffend. Zwar wirkte der Kontrast nicht ganz so kräftig, aber dafür beeindruckte die Farbsättigung.

Ob TV, DVD oder Blu-ray liefen, der Panasonic-Beamer projizierte ein, ruhiges, sattes und stets plastisches Bild, dem allenfalls ein Hauch Power fehlte.

Legt man eine 3D-Aufnahme in den Player, blüht der Panasonic richtig auf. Kaum ein Beamer mit Shuttertechnik wirkte so ruhig, flackerfrei und harmonisch in der Tiefenwirkung, was sicher daher kommt, dass auch hier das Gamma auf den Punkt stimmt. Die Kanaltrennung gelang auf hohem Niveau, etwa wie beim JVC.

Side-by-Side-Aufnahmen spielte er - das ist selten - auch vom 1080p/24-Format, sortierte die Bilder perfekt und neigte nur zur leichten, korrigierbaren Überschärfung. 3D von TV und Blu-ray Disc war top: Ob Computeranimiertes wie Avatar, Realaufnahmen wie bei Grand Canyon Adventure oder selbst Geknipstes mit der Fujifilm-3D-Kamera, die Stereoaufnahmen wirkten zum Hineingreifen realistisch.

Fazit

Mit der Neukonstruktion haben die Ingenieure sicher eine solide Basis geschaffen. Die Ausstattung ist üppig, Features wie Lens Memory sind genial. Anlass zur Kritik, wenn auch auf hohem Niveau, geben die Fokussierung, die Joystick-Verstellung des Objektivs und der De-Interlacer für PAL.

Wer aber einen Top-3D-Projektor sucht, der wird mit dem PT-AT5000 sicher schnell glücklich. Wenn Sie schon 3D-Brillen für Ihren Panasonic-Fernseher besitzen, dann wird er sogar zu einem echten Schnäppchen.

Tabelle: Daten und Messwerte im Überblick

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