4K-Camcorder

Sony FDR-AX 1 im Test

14.3.2014 von Martin Biebel

Während die Sender noch auf 4K-Material warten, könnten Sie schon ihre eigenen Ultra-HD-Filme zeigen: Den geeigneten Camcorder dafür haben wir getestet.

ca. 6:25 Min

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Testbericht
VG Wort Pixel
Sony FDR-AX 1
Sony FDR-AX 1
© SONY

Pro

  • 4K-Direktaufzeichnung
  • HDMI 2.0
  • großer Zoom
  • Software und Speucherkarte beigelegt

Contra

  • Spezial-Codec
  • teurer Speicher

Als video-Leser sind Sie informiert: Sie kennen die Auflösung, die hinter dem Begriff Ultra HD steckt, und Sie wissen, dass diese Fernseher-Auflösung von 3.840 x 2.160 Bildpunkten landläufig auch als 4K bezeichnet wird. Sie freuen sich auf das Großformat-Fernsehen, haben vielleicht schon ein entsprechendes Gerät zu Hause stehen und Sie ahnen, was Sie in den nächsten Monaten an 4K- oder Ultra-HD-Spielfilmen erwarten können - nämlich fast nichts. Ein paar Test-Fußballspiele auf Sky, ein paar Basisfilmchen auf speziellen Playern, die meist aus den USA importiert werden müssen, das war's.

Angesichts solcher Aussichten ist individuelle Kreativität gefragt. Warum sollten Sie nicht Ihre eigenen Erlebnisse, besondere Events und liebe Menschen selbst ins 4K-Großfernsehen holen und für die Ewigkeit und die eigene Erinnerung auf eine Festplatte bannen?

Das geht heute schon und fast genauso einfach wie mit Standard-HD-Camcordern und -Schnittgeräten. Wenn man es richtig macht. Der Schlüssel ist der Camcorder FDR-AX1 von Sony: eine stattliche Filmmaschine, die mit 4.500 Euro Einstandspreis recht gut mit den Preisen der TV-Geräte harmoniert. Zumindest mit dem idealen Spielpartner, dem Ultra-HD-Fernseher Sony KD-65X9005 (Test).

Sony FDR-AX1
Neben der HDMI 2.0-Buchse gibt es einen SD-Kartenschlitz zur Implementierung von Kamera-Updates wie der 4K-AVCHD-Aufzeichnung, die im Januar möglich werden soll. Darüber zur Kontrolle noch die drei Cinch-Buchsen für analoges Video und Ton.
© SONY

An drei seiner vier HDMI-Buchsen wird das Kabel vom HDMI-Ausgang des Camcorders angesteckt, und schon erscheint ein gestochen scharfes Bild auf der Mattscheibe: feinstes 4K eben. Der Fernseher und der Camcorder unterstützen beide HDMI 2.0, weshalb ein sehr sanft laufendes Bild mit 50 Einzelbildern pro Sekunde übertragbar ist.

Bildschärfe

Ein erster Sichttest brachte Klarheit über die mögliche Bildschärfe: Der TV und eine großflächige Vorlage standen sich 2,5 Meter voneinander entfernt gegenüber. Die Kamera exakt in der Mitte positioniert, "spiegelte" die Vorlage mit identischer Größe auf den Fernseher. Ein ebenfalls mittig positionierter Betrachter konnte nun direkt Vorlage und Fernsehbild via Kamera vergleichen.

Eingestellt wurden mittlere Beleuchtung und mittlere Brennweite. Das Ergebnis: Schriften von zwei Millimeter Größe bilden die Auflösungsgrenze. Das ist etwa die Größe der Absenderzeile im Anschriftenfenster von Standardbriefen - und das ist verdammt klein. Das erkennt man bei einem 65-Zöller erst bei einem Abstand von 40 Zentimetern vor der Mattscheibe.

Bildergalerie

Sony FDR-AX 1

Galerie

4K-Camcorder Sony FDR-AX 1

Die Lichtstrahlen aus der aufwendig konstruierten 20-fach-Zoomoptik mit hervorragendem Bildstabilisator fallen auf einen 2/3-Zoll-Sensor mit 18…

Kamerafunktionen

Der AX1 passt nicht in eine Handtasche, vielmehr erinnert er an einen sehr kompakten Profi-Camcorder. Tatsächlich wird er um ein paar Funktionen erweitert, aber bildtechnisch mit gleichem Sensor und Prozessor ausgestattet. Unter dem Namen PMW-Z100 wird er auch an Profikameramänner verkauft.

Praxis: Filmen in Ultra HD

Auffällig sind die drei Objektivringe am Zoom-Objektiv. Dessen 20-fache Brennweitenverlängerung schafft eine bequeme Bildausschnitt-Einstellung zwischen enormem Weitwinkel und einer veritablen Naheinstellung. Zu viel bewegen muss sich der Filmer also nicht, dafür aber drehen - an den Ringen: Manuelle Blende und Schärfe können aber auch automatisch schnell und unauffällig nachgeführt werden. Den Fokus bei 4K manuell nachzuführen ist ohnehin nur etwas für trainierte Profis.

4K Filme drehen und schneiden

  • Richtige Bildrate verwenden: Die Kamera erlaubt Aufnahmen mit 50p, 30p oder etwa 24p. Für ein Projekt sollten Sie nur eine Bildrate verwenden - wenn es geht: 50 Hz, die höchste. Auf die ist der Fernseher abgestimmt, Bewegungen und Schwenks sehen harmonisch aus. 25p-Aufnahmen ruckeln.
  • Langsam schwenken: Die höhere Kompression bei 4K-Aufnahmen und die Wiedergabe an großen Fernsehern sorgen bei Kamerabewegungen für weiche Bildkanten und einen Flimmereindruck. Also muss die Schwenkgeschwindigkeit gegenüber HD-Videos halbiert werden. Die Kamera sollte ruhig stehen.
  • Weniger Schnitte: Es gibt in jedem Bild viermal so viel zu entdecken wie bisher. Selbst kleine Gegenstände sind deutlich erkennbar. Der Zuschauer braucht Zeit, um Details zu verarbeiten - gerade bei Weitwinkelaufnahmen.
  • Mehr Weitwinkel: Auf Übersichtsaufnahmen ist viel zu erkennen. Auch wenn der gesamte Fußballplatz im Bild ist, können Sie dem Ball genau folgen. Dann erübrigen sich Zoomen und Schwenken.
  • Formatreduktion: 4K-Bilder rauschen etwas mehr als HD-Bilder. Wird an der Ausgabe des Schnittsystems aber eine 4K-Szene zu HD reduziert, dann wird auch die Größe der Rauschkörner um den Faktor 4 schrumpfen. Brillante HD-Bilder auch bei wenig Licht sind möglich.

Die Blende sollte man nicht zu weit schließen, sonst wird das Bild unschärfer und der 4K-Effekt ist weg. Die Grenze liegt zwischen Blende acht und elf. Die Helligkeit reduziert man mit eingebauten Graufiltern. Sonst sollte der Filmer der Automatik ruhig vertrauen. Nur den Weißabgleich sollte er immer auf das aktuelle Umfeld abstimmen, also etwa Wohnzimmer, Sonnenlicht oder Schlachthaus (Neonlicht) vorwählen.

Wer es weniger automatisch mag, der belegt die sechs freien Tasten mit sinnvollen Einstellungen - wie der Vergrößerungsfunktion, um gerade beim Blick auf das etwas kleine Sucherbild auch Details erkennen zu können. Oder er kontrolliert auf Knopfdruck die Helligkeit über eine bei Überbelichtung eingeblendete Schraffierung (Zebra genannt).

Allzu viele Funktionen stehen aufgrund der etwas mageren Ausstattung aber nicht zur Verfügung. Zeitlupe und die praktische Vorabaufzeichnung (Pre Rec) fehlen. Genauso wie die Fernbedienung oder ein vernünftiges Tutorial für den Filmanfänger. 

Alles über HEVC - High Efficiency Video Coding

Eigenartig: Sony verzichtet völlig auf Fotofunktionen. Die Kamera schießt schließlich 50-mal pro Sekunde ein 8-Megapixel-Bild, und der eingebaute 18-Megapixel-Sensor sollte sogar noch mehr Bilddetails auflösen können. Halten lässt sich der Camcorder sehr bequem; steckt die Führungshand in der Schlaufe, dosiert der Zeigefinger an der großen Zoomwippe auch den Bildausschnitt sehr fein.

Stereoton

Zum Video gehört Stereoton: Den erzeugt der AX1 über ein extern anschließbares Mikrofon. Die beiden professionellen XLR-Tonbuchsen samt umfangreicher Aussteuermöglichkeiten sind ins Gerät integriert. Doch da kein externes Mikrofon mitgeliefert wird, wurde im Redaktionstest das eingebaute verwendet, das sich auch als tauglich erwies.

Gerade Geräusch- oder Musikaufnahmen reproduzierten einen sehr guten Eindruck vom Schallereignis vor Ort. Für Interviews wird der Filmer aber trotzdem ein Extra-Mikrofon nahe am Gesprächspartner installieren müssen. Ton ist eben generell nur bis 1,5 Meter Distanz zum Mikrofon gut verständlich.

Die Eingangsempfindlichkeit kann der Filmer auch umschalten, um etwa bei Theatervorführungen den Saalton aus dem Mischer direkt aufzunehmen. Zwei Pegelregler sitzen unübersehbar links und mittig auf dem Bedien-Panel.

Bildqualität

Als Datenträger stecken XQD-Speicherkarten in Slots auf der Geräterückseite. Ein zusätzlicher Einschub für die bei Camcordern üblichen SD-Speicherkarten wird erst aktiviert, wenn Sony das bei Camcordern übliche AVCHD-Aufzeichnungssystem auf 4K aufgebohrt hat. Die Aufzeichnungen sahen am Fernseher genauso scharf aus wie zuvor die live ausgegebenen Szenen. Auch der Qualitätsunterschied zwischen der Aufzeichnung mit 150 Megabit pro Sekunde und der mit nur 100 ist marginal - solange das Bild steht.

Ultra HD - Die neue Generation des Fernsehens

Bei Kamerabewegungen verziehen die Bildkanten - das Bild wirkt dann in diesen Bewegungsphasen etwas schwammiger im Vergleich zum Standbild vom Stativ. Dieser Effekt nimmt mit der Größe des Bildschirms zu. Ein sehr feines Grieseln blieb unabhängig von der Beleuchtung des Motivs erhalten. Es störte aber nicht.

Die Farben brachte der AX1 sehr akkurat und nuanciert auf den Schirm. An einen HD-Fernseher angeschlossen, zeigte er das schärfste HD-Bild aller von uns je getesteten Consumer-Camcorder. Diese Botschaft wird den TV-Herstellern zu denken geben: Wer mit dem Erwerb eines 4K-Geräts noch warten will, der kann mit dieser Kamera schon heute 4K-Material produzieren und es mit gutem Qualitätsgewinn an seinem aktuellen Gerät nutzen. Mehr noch: Wird die Kamera im HD-Modus betrieben, reduziert sich die Schärfe sichtlich, entspricht dann aber dem von HD-Camcordern gewohnten Maß.

Sehr lichtstark ist der AX1 nicht: Bei unserer Kerzenlicht-20-Lux-Standardsituation blieb das Bild etwas dunkel, die Schärfe verschwand, aber auch das Rauschen blieb vergleichsweise dezent. Erstaunlich, was Sonys neuer Hochleistungsprozessor, der dem Gerät einen großen, aber leisen Lüfter beschert, aus der kleinen 1/3-Zoll-Sensor-Nutzfläche herausholt.

Fazit

Das Testergebnis überrascht: Sie müssen keinen 4K-TV besitzen (nur mit HDMI-2.0-Schnittstelle sinnvoll), denn was dieser Camcorder aus Marken-HD-Fernsehern herausholt, ist enorm. So scharf haben Sie bisher allenfalls auf top gemasterten Blu-rays gesehen. Da Sony die Schnitt-Software beilegt, lohnt es sich, in 4K aufzuzeichnen und in HD auszugeben. Der HD-Modus der Kamera hält da nicht mit. Die Automatiken, allen voran die Scharfstellung, gefallen; manuelles Einstellen und Bedienung könnten verbessert werden.

Standpunkt: Martin Biebel (Video-Tester)

Martin Biebel, Video-Tester
Martin Biebel, Video-Tester mit der Sony FDR-AX 1
© Archiv

Würde mir der Sony-Camcorder gehören, hätte ich ein neues Hobby, zöge mit ihm statt mit der Spiegelreflex-Kamera los und würde Bewegtbild-Impressionen mit Vollautomatik aufnehmen, die auf einem 4K-TV besser aussehen als jedes Foto und die Wirklichkeitskomponente samt Ton beinhalten. Einen echten 4K-Film zu erstellen scheitert momentan weniger am mitgelieferten Schnittsystem als an den Möglichkeiten, den Movie aus dem Rechner und auf den Fernseher zu bekommen.

Kaufberatung: Sechs Ultra-HD-Fernseher im Test

Das Speichern von Originalmaterial auf den teuren QXD-Speicherkarten ist auch keine echte Option. Momentan rechne ich die Filme auf Full HD herunter und zeige sie mit Qualitätsgewinn auf 2K- und 4K-TVs. Da das beiliegende Schnittprogramm auch Blu-rays brennt, erhalte ich sehr gutes Full-HD-Material. Die Schnittliste hebe ich auf: Wenn ich irgendwann doch den 4K-Player besitze, rendere ich die Filme noch einmal im 4K-Format.

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